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Pitch
Black - Planet der Finsternis
Wenn Danny Boyle sich nach Kräften
bemüht, nicht nur sich selbst, sondern auch den Science Fiction-Weltraum-Film
rundum zu diskreditieren, dann geziemt sich ein Blick in das nähere Umfeld,
in die nähere Vergangenheit. Muss das sein, fragt man sich nämlich
immer wieder in Sunshine. Muss das sein, dass die Frauen keinerlei Aufgabe haben? Muss
das sein, dass da nur Stümper an Bord sind? Muss das sein, dass da von
sieben angerissenen Geschichten keine richtig erzählt wird? Muss das sein,
dass man alles sowieso schon vorher weiß? Muss das sein?
Nein, muss natürlich nicht
sein. Pitch
Black von
David Twohy zum Beispiel zeigt auf die beste und unterhaltsamste Weise, wie
es richtig geht.
Man nehme einen animalischen,
rätselhaften Supersoldaten, der sich eigentlich wie alle anderen auch im
Kryoschlaf befinden sollte, stattdessen aber per gutturalem Voiceover in den Film
einführt. Er schläft nicht, er ist zu sehr Instinkt, zu sehr Tier,
Teile, die sich nicht betäuben lassen. Und dann geht es auch schon los
mitten hinein in die Bredouille, das Schiff stürzt ab, die Crew verreckt
bis auf die relativ skrupellose Pilotin (Radha Mitchell), übrig bleibt
ein Dutzend zusammengewürfelter Reisender von der islamischen Familie über
die Abenteurerin (Claudia Black), den entlaufenen Strolch (Rhiana Griffith)
und den Händler mit professoralem Gestus (Lewis Fitz-Gerald) bis eben hin
zu Riddick (Vin Diesel), dem Killer und seinem Bewacher (Cole Hauser). Dann
wäre da noch der Planet mit seinen drei Sonnen, der verlassenen Minenarbeitersiedlung
und der tödlichen Gefahr im Dunkeln. Denn dort halten sich die eigentlichen
Bewohner des Planeten auf, blutsaugende, schwärmende Hautflügler,
vampirische Fledermausmonster von der Größe einer Kuh. Und dann kommt,
genau: die dreifache Sonnenfinsternis.
Wieder einmal hat die allgemeine
Panik den klaren Verstand benebelt, wieder einmal hat man sich etwas dämlich
angestellt, aber immerhin auf eine Art und Weise die sehr verzeihbar ist, zumal
der Zuschauer sich dabei ertappt, dass er wohl denselben Fehler begangen hätte.
Die Rolle des nörgelnden Besserwissers jedenfalls wird einem vom Film nicht
aufgedrängt. Riddick ist der Held, das zeigt sich nicht zuletzt darin,
dass er, wenn es dicker und dicker kommt, mit genau demselben Lachen reagiert,
wie die meisten vor der Leinwand, entsetzt, begeistert, gespannt, mit diesem
Beigeschmack von 'genau, und jetzt noch das!' Dabei bleibt er nichtsdestotrotz
erstaunlich unaufdringlich, in jedem Moment der Sache dienlich. Drehbuch, Kamera,
Regie, ja auch Vin Diesel selbst, begnügen sich damit, den Superhelden
schlicht Superheld sein zu lassen. Man verlässt sich darauf, dass er Sympathie
und begeisterte Bewunderung lange schon gewonnen hat und lässt ihn einfach
machen. Anbiedernd exhibitionistische Closeups bleiben da die absolute Seltenheit.
Was Pitch Black hier mitbringt, das ist Weltraum. Das ist Abenteuer. Hart, schwitzig,
schmutzig. Adrenalingetränkt, hektisch, brutal. Da knallen Egos aneinander,
und wenn es zu viele Führertypen gibt, dann muss man sich eben gegenseitig
kaltstellen. Ja, und wenn es sein muss, auch umringt von mordenden Bestien.
Bei Twohy und seinen Mitdrehbuchschreibern Jim und Ken Wheat gibt es tatsächlich
Charaktere, die sind schnell gezeichnet, gut erkennbar, ohne dabei jemals zu
stark ins Klischee abzurutschen. Wenn wir glauben, wir würden jetzt jemanden
verstanden und durchschaut haben, kommt die Wendung: Denkste! Vielschichtig
sind sie, diese Menschen, und genau denselben Luxus gönnt sich auch der
Film. Klar bleibt er seinem Genre treu und die grundlegende Struktur bringt
nichts eigentlich Überraschendes mit sich. Fünf Akte, ordentlich sortiert,
Zuspitzung des Konflikts, Lösung. Das bildet ein stabiles Gerüst für
gute Unterhaltung und innerhalb dessen kann der Film dann so richtig zur Sache
kommen. Pitch
Black bettet
sich dabei ein in seinen populären Genrekontext. Die Planeten bewohnenden
Killerviecher entstammen derselben Familie wie Gigers Aliens, Held Riddick ist
eine interstellar bekannte Popfigur mit all dem Reiz und all dem Ruhm des unkontrollierbaren
Tötungsmonsters (er hat sogar einen jugendlichen Fan an Bord), bewacht
werden soll er von einem blondgelockten, blauäugigen Sky Marshall. Und
eben weil er die Konventionen so gut kennt, kann der Film dann an den entscheidenden
Stellen mit kleinen, überraschenden Twists seine Zuschauer erfreuen.
Dabei entsteht emotional ansprechendes
Hochgeschwindigkeitskino mit starken Bildern. Mitreißenden Tempowechseln.
Unauffälligem aber hocheffektivem Soundtrack. Kurz, dieser Film ist genau
das, was Sunshine heimlich sein will, aber an keiner
Stelle ist: geil.
Christina
J. Hein
Pitch
Black - Planet der Finsternis
(Pitch Black)
USA 2000,
ca. 108 min.
Regie: David
Twohy
Kamera: David
Eggby
Musik: Graeme
Revell
Spezial-Effekte:
Patrick Tatopoulos
Regieassistenz:
Carolynne Cunningham
Produktion:
Interscope Communications, Intrepid Pictures
Verleih:
United International Pictures GmbH
Darsteller:
Simon Burke, John Moore, Vin Diesel, Radha Mitchell, Cole Hauser, Keith David,
Lewis Fitz-Gerald, Claudia Black, Rhiana Griffith
Kinostart
Deutschland: 07.09.2000
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