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Prüfstand
7
Aus dem Presseheft - das einen mal wieder daran zweifeln
lässt, dass die Verfasser der Texte wissen, was sie da tun - ist zu erfahren,
dass man, erstmals, Thomas Pynchon die Erlaubnis zur Verfilmung von Teilen seiner
Werke abgehandelt hat. 25% des fertigen Films dürfen "wörtliche
oder filmische" Wiedergabe von Ausschnitten aus den "Enden der Parabel"
sein. So treiben diese Stücke, als Zwischendinge zwischen Illustration
und Verfilmung, durch den fertigen Film, harren einer Ergänzung oder Umrankung
durch Bramkamps "eigenständige Ideen" zur Entstehungs- und Erfindungsgeschichte
der Rakete. Die teilen sich - neben vielem, das irgendwo dazwischen liegt -
auf in einen dokumentarischen Teil, in dem der Journalist Helmut Höge den
Journalisten Helmut Höge darstellt, der unter anderem die Romanautorin
Ruth Kraft interviewt, und in einen fiktionalen, in dem der Geist der Rakete,
gespielt von Inga Busch, unterwegs in einem BMW, der einem mehrmals zitierten
Werbespot entsprungen ist, sich Fragen nach seinem Urspung stellt.
Das klingt und ist verdammt ambitioniert, hinaus
läuft "Prüfstand 7" dann aber, leider, doch nur auf angestrengtes
Material- und Theorie-Ratatouille. Es steht der Wille, den man sich als unbedingten
vorstellen muss, dahinter, möglichst viele Informationen über die
Erfindung und Entwicklung der Rakete hineinzubringen, Bilder und Gedanken am
Leitfaden einer allegorischen Figur zueinander in Beziehung zu setzen, in gewollte
und gekonnte, in explizite und im Vagen gelassene. Die Künstlichkeit des
Verfahrens hat, anfangs, ihren Reiz und auch die Lust am Heterogenen des Herangehens,
des Verknüpfens, des von keinem eindeutigen Standpunkt aus aufs Gezeigte
zugreifenden Kommentars. Der Reiz aber verliert sich im Grade, in dem einem
klar wird, dass sich hier keine Ordnung herstellt, die über die Verweigerung
konventioneller Sortierung des Materials nach Dokument und Fiktion, Essay und
Information hinausginge.
Apart sind, vor allem für Fans, zwei Cameos:
Friedrich Kittler, geisteswissenschaftsflüchtiger Cheftheoretiker kriegerischer
Hardware aller Art, doziert als Flaschengeist im Raum schwebend. Und Rembert
Hüser, Autor genialer Texte zu Schrift, Bild und Film, steht plötzlich
in einem Hotelzimmer, ohne zu Wort zu kommen, ohne ein weiteres Mal aufzutauchen.
Ansonsten aber ist Humor das, was dem Film zuallererst fehlt.
Ekkehard Knörer
Dieser Text ist zuerst erschienen
bei:
Prüfstand
7
Deutschland
2001 - Regie: Robert Bramkamp - Darsteller: Inga Busch, Matthias Fuchs, Peter
Lohmeyer, Mario Mentrup, Helmut Höge, Robert Forster, Michael Röhrenbach,
Jeff Caster, Stefan Heidenreich, Hanjo Berressem - Länge: 99 min. - Start:
23.5.2002
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