zur
startseite
zum
archiv
Rambo
Eine
Melodie wie aus einem späten Western führt diesen Film ein, aus jenen,
die man gemeinhin als "Abgesang" auf das Genre und seinen Helden bezeichnet.
Und jener Held, dem - was jenseits des Filmes begründet liegt, nur in kurzen
Momenten aufblitzt, aber dennoch über allem zu liegen scheint - das Heldendasein
verwehrt, verunmöglicht wird, schreitet im ersten Bild durch eine idealisierte
Welt voller Natur und Idyll, wie aus einem Gemälde fast, und man könnte
fast Einheit mit der Welt darin sehen, sabotierte das zweite Bild, die am See
gelegene Hütte, wo er seinen alten Freund aus Kriegszeiten nach Jahren
antreffen zu können meint (doch der Krebs hat jenen zerfressen), nicht
diese Auffassung. Der Mythos ist schal geworden, Bilder (die erst gezeigt, dann
zurückgelassen werden) sind zu verstummten Echos geworden, die von nichts
mehr künden als von einem Verlust (aber nicht mehr von dem, was mal war),
Gespenster besiedeln diese innere Welt, Phantome blitzen auf, durch die nur
kontingent scheinenden Bilder hindurch.
Blitze,
Explosionen, Pyrotechnik, kurz: Zerstörung. Bilder der Gewalt. Doch keines
ist heroisch, erhaben, jubilatorisch. Jedes verweist auf eine zerstörte
Innenwelt, auf zugefügte Schmerzen, auf Abhandengekommenes, nie mehr Erreichbares.
Wir spüren das auch dadurch, weil es für diesen Elenden zwar ein Leben
im Krieg vor dem Film gegeben hat, doch offenbar nie ein Leben vor dem Krieg.
Der Verlust (den der Krieg markiert, aber nicht benennt) bleibt unaussprechlich,
auch wenn, zum Ende hin, die Wortkargkeit mündet in Beredtsamkeit und das
steinerne Gesicht Tränen vergießt. Doch auch dann ist der Krieg Gegenstand.
Rein
auf ideologischer Ebene betrachtet, mag der Sprechakt sich schon durch die Perspektive
desavouieren, die eingenommen und von der nie abgewichen wird. Dennoch bleibt
der erste Film der vielbelächelten Rambo-Reihe (dass Teil 2 und 3 unter
Gesichtspunkten des Trashs überhaupt nur funktionieren sei gar nicht verheimlicht)
ein wichtiges Dokument, weil es einerseits einen spezifischen Moment der geistigen
Verfassung einer verwundeten Nation zu fassen und adäquat zu bebildern
bekommt (mehr vielleicht noch als Scorseses Taxi
Driver),
andererseits, weil es, in seiner seltsamen Vermischung verschiedenster Motive,
auch als abschließender Kommentar zum US-Kino der 70er Jahre funktioniert.
Ein - bei aller Melancholie, die ihm in jeder Einstellung steckt - mitreißender
Film.
Thomas
Groh
Dieser
Text ist zuerst erschienen bei:
Zu
diesem Film gibt’s im archiv
mehrere Kritiken
Rambo
FIRST
BLOOD
(Alternativtitel:
Rambo I)
USA
- 1982 - 94 min.
Literaturverfilmung,
Actionfilm
FSK:
ab 16; feiertagsfrei
Prädikat:
besonders wertvoll
Verleih:
Scotia
Erstaufführung:
6.1.1983
Fd-Nummer:
23808
Produktionsfirma:
Carolco
Regie:
Ted Kotcheff
Buch:
Michael Kozoll, William Sackheim, Sylvester Stallone
Vorlage:
nach einem Roman von David Morell
Kamera:
Andrew Laszlo
Musik:
Jerry Goldsmith
Darsteller:
Sylvester
Stallone (John Rambo)
Richard
Crenna (Trautman)
Brian
Dennehy (Sheriff Teasle)
David
Caruso (Mitch)
Jack
Starrett (Galt)
zur
startseite
zum
archiv