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Returner
Wenngleich,
was die CGI betrifft, noch einige Schulklassen hinter den Elaboraten us-amerikanischer
Cyberschmieden, bietet Returner ein handwerklich routiniert vorgetragenes Sci-Fi-Spektakelchen.
Es geht um eine Art Inversion des Terminator-Grundgedankens:
Kurz bevor im Jahr 2082 die Menschheit die ihr Schicksal besiegelnde Niederlage
gegen eine außerirdische Invasion erleidet, stürzt sich die junge
Milly in eine noch nicht erprobte Zeitmaschine, um 80 Jahre früher die
Ankunft des ersten Aliens und somit die folgende Invasion zu unterbinden. Natürlich
trifft sie mit Miyamoto bald auf einen Jüngling, der selbst wiederum einem
besonders oberfiesen Gangster Mizoguchi nach dem Leben trachtet und, nach einigem
Hin und Her, ihr Gefährte wird. Das Drehbuch will es zudem, dass beider
Missionen letztlich zusammenfallen: Im apokalyptischen Invasions-Eiertanz nimmt
Mizoguchi eine ganz besondere Rolle ein.
Natürlich
geht das Ganze, wie es sich für ein B-Movie gehört, nicht ohne Zitationen
über die Bühne: Wer in den letzten fünf bis zehn Jahren das Sci-Fi-Genre
nicht vollends aus seiner Wahrnehmung ausgeblendet hat, dem wird das eine oder
andere sicher bekannt vorkommen. Die Bullet-Time-Effekte beispielsweise, die
aber immerhin narrativ begründet sind: Eine Art DigiCam mit Armbanduhr-Komfort
ermöglicht es ihrem Träger, sich mit 20facher Geschwindigkeit zu bewegen,
um so etwa Kugeln auszuweichen oder brenzligen Situationen zu entfliehen. Damit
hat Milly alle Asse im Ärmel und erscheint in der Gegenwart als eigentlich
unbesiegbar (mit absehbaren Folgen für den Spannungsbogen): Dass aus dem
Gimmick dabei letztlich kein dramaturgischer Gewinn geschlagen wird (etwa dadurch,
dass besonders viele brenzlige Situationen etabliert werden, oder dadurch, dass
die DigiCam-Uhr-Beschleunigungsmaschine in Feindeshand gerät), fällt
schon bald auf. Im wesentlichen ist das eine tolle Freikarte für das weitgehend
naive Drehbuch, die vor komplizierteren Entwürfen schützt (und natürlich
viele Bullet-Times garantiert). Auch eine Wunderbombe, die sich dem Feind wie
ein Pflaster anheften lässt und mit der Milly Miyamoto zunächst zur
Mitarbeit erpresst, kann offenbar alles, so dass man sich zum einen wundert,
wie die Außerirdischen der Zukunft überhaupt so weit kommen konnten,
und sich zum anderen fragt, warum der Film bei einer solchen Ausstattung fast
zwei Stunden dauert. Auch hier: Schwaches Drehbuch, Marke "sich besonders
leicht gemacht" (wobei fairerweise... aber nun gut, das verrate ich nicht,
ist eh egal).
Auch
bleibt der Film merkwürdig brav verschämt. So eine Art Action-Knaller-Film,
der nett bleibt und allerlei Wundertüten aufreißt. Was an sich ein
gut abgehangener Reißer hätte werden können, wird hier schnell
zum illustrierten Jugendroman, in dem eine kleine Gruppe Kiddies gegen böse
Böse kämpft und mit Schläue und Durchsetzungskraft zum Ziel kommt.
TKKG
meets Matrix,
wenn man's mal krass ausdrücken möchte. Dramaturgie und charakterliche
Gestaltung nähern sich erstgenanntem Jugendzimmerphänomen jedenfalls
zuweilen bedenklich an. Das ist zwar irgendwie nett gemeint, geht aber schon
deshalb nicht auf, weil der Film eine Viertelstunde vor seinem Ende schon zuende
ist, dann aber noch die restliche Spielzeit mit Anhäufung von Nettigkeiten
beschäftigt ist. Alles nett, so nett nett nett. Aber Himmel, wenn ich Nettigkeiten
sehen will, schaue ich keinen Actionfilm vor Sci-Fi-Kulisse an.
Ernsthaft
stellt sich die Frage, wer das denn eigentlich sehen soll. Kiddies scheiden
wegen der teils recht expliziten Gewalt vor allem zu Beginn, während der
Alieninvasion, aus. Alle anderen kucken vermutlich den real shit, sofern sie
das Genre interessiert, und nicht dessen Aufguss unter zweifelhaftem Vorzeichen.
Vielleicht ja Menschen mit Aversion gegen Actionfilme und dem darin oft zelebrierten
Zynismus? Könnte sein, macht aber eigentlich auch kaum Sinn. Das macht
den Film eigentlich schon wieder so sperrig, dass er einem glatt sympathisch
sein könnte. Betonung auf letztem Wort.
Thomas
Groh
Diese
Kritik ist zuerst erschienen im:
Returner
OT:
Ritaanaa
Japan2002
Regie:
Takashi Yamazaki
Drehbuch:
Kenya Hirata, Takashi Yamazaki
Darsteller:
Takeshi
Kaneshiro .... Miyamoto
Anne
Suzuki .... Milly
Kirin
Kiki .... Xie
Goro
Kishitani .... Mizoguchi
Yukiko
Okamoto .... Dr. Yagi
Mitsuru
Murata .... Mizoguchi's Henchman
Kisuke
Iida .... Karasawa, Mizoguchi's Henchman
Kazuya
Shimizu .... Murakami, Mizoguchi's Henchman
Chiharu
Kawai .... Liu's Interpreter
Dean
Harrington .... Dr. Brown
Xiaoqun
Zhao .... Slave Merchant
Masaya
Takahashi .... Liu Laoban, Chinese Godfather
USA:116
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