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Robert
Altman’s Last Radio Show
Fulminant beginnt der Film, führt einen Ich-Erzähler
ein mit Namen Guy Noir (Kevin Kline), der in der Tat ein Privatdetektiv ist,
nun aber beschäftigt als Sicherheitsmann bei der alten Live-Radioshow „A
Prairie Home Companion“. Die Zeit ist, kaum zu glauben, die Gegenwart, die Veranstaltung
natürlich ein Anachronismus, wie, im ganzen, doch auch der Film. Zauberhaft
sind die ersten Bilder von Kameramann Ed Lachmann, edel die Farben und virtuos
die Bewegungen zu Beginn. Wie Lachmann sich durch ein wahres Spiegelkabinett
von Garderobe schlängelt und Dopplungen fängt auf allen Seiten, wie
Altman seine Personen in Vorder- und Hintergründen inszeniert, das ist
von hoher Virtuosität und ganz die alte Schule. Dann fährt die Kamera
vom Unterbau des Theaters in einer Plansequenz auf die Bühne, dreht sich
um ein paar der Figuren, blickt kurz ins Publikum, dann ein Schnitt und der
Zauber ist dahin.
Der Schwung ist weg und der Rest kaum einmal mehr
als nur nett. Zwar organisiert Altman sein Personenensemble (mit Meryl Streep
und Lily Tomlin, John C. Reilly und Tommy Lee Jones, Virginia Madsen und Woody
Harrelson) mit der Souveränität, die ihm die Erfahrung verleiht. Der
Schnitt wird aber zusehends kurzatmig, die Dialoge sind sehr viel weniger pointiert
als zu Beginn und die arg vielen Musiknummern sind auf die Dauer ein bisschen
ermüdend.
Der Film ist ein autobiografisches Projekt seines
Autors Garrison Keillor. Der stellt in „A Prairie Home Companion“ sich selber
dar und seine gleichnamige Radioshow, mit der es, anders als im wirklichen Leben,
zu Ende geht. Altman ist bekanntlich immer dann am besten, wenn er kalt und
scharf und böse sein darf. Hier aber konfligieren offenkundig Interessen;
denn auf seine um die eine oder andere Bösartigkeit nicht verlegene Art
will Keillor mit seinem Drehbuch doch einen Abgesang als Hommage an sich selbst.
Mit der Zärtlichkeit eines Rasiermessers fährt aber Altmans Blick
über die zur letzten Show versammelte Gesellschaft. Man wartet, dass etwas
passiert, aber er schneidet kein einziges Mal. In seinen besten Filmen ist es
ein Glück, dass er zur Sentimentalität gänzlich unbegabt ist.
Der „Prairie Home Companion“ gereicht es auf die Dauer zum Schaden.
Ekkehard Knörer
Dieser Text ist zuerst erschienen
in:
Zu diesem Film gibt’s im archiv
der filmzentrale mehrere Texte
Robert
Altman's Last Radio Show
USA 2006
- Originaltitel: A Prairie Home Companion - Regie: Robert Altman - Darsteller:
Garrison Keillor, Meryl Streep, Kevin Kline, Tommy Lee Jones, Lily Tomlin, John
C. Reilly, Woody Harrelson - FSK: ohne Altersbeschränkung - Länge:
105 min. - Start: 12.4.2007
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