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Schmutziger
Lorbeer
Dies
ist ein echter Klassiker unter den Boxerfilmen: Er zeigt schonungslos die schmutzigen
Geschäftspraktiken aus der Sicht des Insiders. Humphrey Bogart ist zunächst
ein an den ausbeuterischen Machenschaften beteiligter Sportjournalist, der dann
aber geläutert wird und rebelliert. Sehr gut möglich, dass die hier
angeprangerten Praktiken immer noch existieren. Dies war Bogarts letzte Rolle
- ein phantastisch guter Abgang, Bogey!
Eddie
Willis (Bogart) ist seit 17 Jahren im Geschäft des Sportjournalismus und
hat inzwischen wohl sämtliche ethischen Prinzipien verloren: Er ist käuflich,
solange der Preis stimmt. Seine Frau Bess ist keineswegs glücklich über
seinen Niedergang. Wenigstens säuft er nicht.
Eddies
Immoralität kennzeichnet auch Ned Benko, einen mafiosen Boxmanager, der
von Rod Steiger ausgezeichnet gespielt wird - mit aller Vehemenz und Rücksichtslosigkeit,
die Benko zu seinem Erfolg im harten Boxgeschäft verholfen haben. Er hat
sogar eine eigene Schlägertruppe. Zunächst ziert sich Eddie noch,
bei Benko als Presse-Promoter einzusteigen, doch dann stimmt der Preis.
Benkos
neuestes Pferdchen im Stall ist der argentinische Riese Toro Moreno. Da dieser
aber über keinerlei Standvermögen verfügt ("er hat ein Kinn
aus Glas"), von technischem Können ganz zu schweigen, kann die erfolgreiche
Erlangung der Weltmeisterschaft nur gelingen, indem Benko sämtliche Gegner
besticht, bzw. mit deren Managern einen Deal macht. Alle verdienen daran - außer
einem: Toro selbst. Der Einzige, der ihm beisteht und ihn versteht, ist sein
väterlicher Trainer und Manager Agrandi.
In
Kalifornien und Nevada geht zunächst alles gut bei der Täuschung des
Publikums. Die Lage wird erst kritisch in Chicago, auf halbem Wege nach New
York also, wo der WM-Endkampf stattfinden soll. Bess redet Eddie ins Gewissen,
und Benko feuert aus Geldgier Toros Trainer Agrandi, woraifhin Toro ausbüxt,
um Agrandi nach Hause zu folgen. Einzig Eddie ist in der Lage, Toro zurückzuhalten:
Er gibt ihm sein Wort, mit ihm wegzugehen, sobald alles vorüber ist. Das
wird Eddie noch bereuen.
In
Chicago kommt es beim Kampf gegen den angeschlagenen Boxer Dundee zu einer Katastrophe:
Weil Dundee nicht, wie geplant, frühzeitig aufgeben will, schlägt
Toro ihn zusammen. Dundee wird bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert, stirbt
aber bei der Operation. Er war gerade mal 38 geworden. Eddie fragt sich, ob
Benko auch für Toro dieses Schicksal vorgesehen hat oder in Kauf nimmt.
Noch
ein einziger Sieg, dann ist Toro, der Nobody aus den Pampas, Weltmeister im
Schwergewicht, und Benko und seine Clique werden den großen Reibach machen.
Doch sie haben die Rechnung ohne den amtierenden Weltmeister Brennan gemacht,
der Toro fertigmachen will.
Eddie
muss sich entscheiden: Will er die Liebe seiner Frau und das Leben von Toro
Moreno retten, muss er auf den größten Gewinn seines Lebens verzichten.
Eine schwere Wahl, wenn man wieder eine Moral hat.
Obwohl
Bogart bereits von seiner Krankheit (Krebs) gezeichnet ist, überaus hager
wirkt, spielt er hier seine letzte große Rolle mit einiger Souveränität.
Dennoch kommt er nicht gegen die Vehemenz und Rücksichtslosigkeit an, mit
der Rod Steiger als korrupter Box-Promoter auftritt. Den größten
Teil des Filmes über - bis Chicago - laufen beide Hauptfiguren sozusagen
parallel und arbeiten Hand in Hand. Dann kommt der erste Riss, den Eddie Willis
kittet, bis es schließlich in New York City zum offenen Aufstand Eddies
kommt.
Man
hat dem Plot, der ansonsten so realistisch und schonungslos inszeniert ist und
auch in den Dialogen kein Blatt vor den Mund nimmt, vorgeworfen, der Schluss
sei schwach, weil ein fauler Kompromiss mit dem Publikumsgeschmack, der ein
Happy-end verlangt. In der Tat sieht Eddie Willis nicht gut aus, wenn er den
Samariter spielt, nachdem er eine Wandlung vom Saulus zum Paulus durchgemacht
hat: das erforderliche "Damaskus"-Erlebnis fehle, heißt es.
Doch es hat sich in Chicago ereignet: Dundee ist nach dem Fight gestorben, andere
Boxer sehen mit 50 aus wie 80, und Toro Moreno ist ein todgeweihter Mann.
So
gesehen, erscheint Eddies Rebellion gegen Benko einigermaßen plausibel,
selbst wenn es sich um eine 180-Grad-Wendung handelt: In seinen weiteren Artikeln
prangert Eddie das Box-Racket, die Schiebung, an. Der Titel des ersten Artikels
stimmt mit dem Filmtitel überein: [The higher they fly] "the harder
the fall".
Die
DVD
°°°°°°°°°
Technische
Infos
Bildformate:
1,85:1, 16:9
Tonformate:
mono, DD
Sprachen:
Dt., Engl., Frz., Ital., Spanisch
Untertitel:
Region 2
Extras:
-
Diaschau "The Bogart Collection": Filmposter der Bogey-Filme bei Columbia
-
Trailer zu "Die Faust im Nacken" (mit Marlon Brando)
-
Trailer zu "Ich bin der Größte" (mit und über Muhammad
Ali)
Mein
Eindruck: die DVD
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Zwei
Trailer und eine Diaschau mit Filmplakaten - ist das eine würdige Ausstattung
für eine Star-Collection? Wohl eher nicht. Sony-Columbia denkt anders darüber,
als der Käufer erwartet.
Nicht
einmal die Technik ist auf dem neuesten Stand. Weder Ton noch Bild wurden restauriert.
Immerhin erklingt nun der Mono-Ton in Dolby Digital-Qualität, und das Widescreen-Format
16:9 wird unterstützt.
Unterm
Strich
°°°°°°°°°°°°°
So
gut der dramatische, realistische Boxfilm auch sein mag, so schwach ist doch
im Grunde die DVD ausgefallen.
Fazit:
vier von fünf Sternen
Michael
Matzer
Diese
Kritik ist zuerst erschienen bei: www.ciao.de
Schmutziger
Lorbeer
The
harder they fall (USA 1956), DVD: 2003
FSK:
ab 16
Länge:
104 Min.
Regisseur:
Mark Robson
Prod./Drehbuch:
Philip Yordan nach einer Erz. von Budd Schulberg
Musik:
Hugo Friedhofer
Darsteller:
Humphrey Bogart (Eddie Willis), Rod Steiger (Nick Benko), Jan Sterling (Beth
Willis), Mike Lane (Toro Moreno) u.a.
Michael
Matzer (c) 2004ff
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