zur
startseite
zum
archiv
Der
schwarze Panther
Mord
im „Kreisverkehr”
Ken
Hughes Thriller „Der schwarze Panther” gehört nicht gerade zu den bekanntesten
Filmen aller Zeiten – eher zu den vergessenen. Hughes selbst drehte einige sehenswerte
Filme, darunter das 1970 entstandene Drama „Cromwell” mit Richard Harris, Alec
Guinness, Robert Morley und einem ganz jungen Timothy Dalton sowie zehn Jahre
früher „Der Mann mit der grünen Nelke”, ein Film über Oscar Wilde
mit Peter Finch und James Mason in den Hauptrollen. Manche erinnern sich vielleicht
auch noch an Hughes „Chitty Chitty Bang Bang”, der 1968 in die Kinos kam, oder
an „Casino Royale” (1967) mit Peter Sellers. Ursula Andress, David Niven, Orson
Welles und Daliah Lavi – eine Persiflage auf James-Bond-Filme.
•
I N H A L T •
In
„The Internecine Project” – das bedeutet so viel wie: mörderischer Vernichtungskampf
innerhalb einer Gruppe – treffen wir auf den Wirtschaftsprofessor Robert Elliot
(James Coburn), einen ehrgeizigen Mann mit weitgehenden Ambitionen: Er will
Berater des amerikanischen Präsidenten werden. Dabei hat er einen im Hintergrund
arbeitenden einflussreichen Helfer, den Industriellen Farnsworth (Keenan Wynn).
Dem Aufstieg Elliots scheint also nichts im Wege zu stehen – wenn da nicht ein
paar Leute wären, die über seine dunklen Machenschaften in der Vergangenheit
Bescheid wüssten.
Deren
Wissen könnte Elliot erpressbar machen – oder ihm die Karriere kosten.
Elliot will das verhindern. Wie? Indem er alle vier Mitwisser aus dem Weg räumt
– ohne selbst Hand anzulegen. Bei den vier Personen handelt es sich um den Frauen
hassenden Masseur Albert Parsons (Harry Andrews), die Edelprostituierte Christina
Larsson (Christiane Krüger), den Mitarbeiter im Auswärtigen Amt in
London Alex Hellman (Ian Hendry) und den Arzt und Wissenschaftler David Baker
(Michael Jayston). Elliot denkt weder daran, einen Killer anzuheuern, noch selbst
die Morde zu begehen. Er nennt seinen Plan „The Internecine Project”. Das bedeutet:
Die vier Zeugen sollen sich gegenseitig töten – natürlich ohne die
Zusammenhänge zu verstehen.
Wir
befinden uns in London, wo sich Elliot aufhält, um im Fernsehen zu reden.
Auch die vier Mitwisser leben hier. Allerdings kommt Elliot eine alte Bekannte
in die Quere – die Journalistin Jean Robertson (Lee Grant), die schon seit einiger
Zeit dem Industriellen Farnsworth auf die Schliche kommen will. Farnsworth,
der Berater der US-Regierung ist, kommt in London an und trifft sich mit Elliot.
Er verlangt von ihm, sein Netz zu zerstören, um Berater des Präsidenten
zu werden.
Elliot
macht sich an die Arbeit. Als erstes besorgt er sich im Leichenschauhaus Hautpartikel
eines Toten. Dann bestellt er Alex Hellman zu sich und verlangt von ihm, einen
Verräter in den eigenen Reihen zu töten: den Masseur Albert Parsons.
Und er sucht die anderen drei Mitwisser auf. Elliots Plan scheint nicht nur
perfekt ausgetüftelt; er scheint auch zu funktionieren ...
•
I N S Z E N I E R U N G •
„Der
schwarze Panther” ist – ausnahmsweise einmal – ein deutscher Titel, der der
Geschichte des Films gerecht wird. James Coburn spielt einen eiskalten, machtbesessenen
Mann, der keine Skrupel hat, über Leichen zu gehen. Er schleicht sich wie
ein Panther an seine vier „Mitarbeiter” heran, die in verschiedene illegale
Machenschaften verwickelt waren, erzählt ihnen erfundene Geschichten und
gibt sich gegenüber jedem der vier als jemand aus, der nur ihr Leben und
ihre Integrität schützen wolle. Dabei nützt er die Schwächen
der vier Personen gnadenlos aus.
Ken
Hughes setzt auf die Erwartungshaltung des Publikums in bezug auf den ausgeklügelten
Zeitplan, den Elliot entwirft, um den vierfachen Mord innerhalb der Gruppe zu
gewährleisten, ohne dass er selbst in Verdacht kommt und ohne dass für
andere ein Zusammenhang zwischen den vier Morden sichtbar wird.
Lee
Grants Journalistin Jean Robertson, die Elliot einmal liebte und nicht von ihm
lassen kann, scheint für Elliot die unbekannte Karte im Spiel. Doch er
glaubt, sie im Griff zu haben. Lee Grant ist sein Gegenstück, trotz ihrer
nach wie vor bestehenden Zuneigung, die ihre Grenzen in den Machenschaften findet,
die sie Farnsworth und Elliot anlastet. Sie glaubt, dass beide sich faschistischen
Auffassungen genähert haben.
Hughes
drehte einen schnörkellosen, intelligenten, in sich geschlossenen Thriller,
eine düstere Vision über Machtmenschen, die sich gegen zunehmende
Demokratisierungstendenzen – hier personalisiert in der Journalistin Robertson
– stellen und in einer Mischung aus politischer Intrige, Korruption, Verrat
und massiver Bestechung versuchen, sich politische Macht – vorbei an demokratischen
Entscheidungsprozessen – anzueignen.
„The
Internecine Project” wartet am Schluss übrigens mit einer faustdicken Überraschung
auf – ganz im Stil der 70er Jahre.
•
D V D •
Bildformat:
1,33:1, Vollbild: 4:3
Ländercode
2
Ton:
Dolby Digital 2.0 Mono Englisch und Deutsch
Untertitel:
keine
„Der
schwarze Panther”, ein weitgehend unbekannter und zu wenig beachteter Thriller,
erscheint im Dezember 2004 in der Reihe Classic Edition bei McOne – eine Reihe,
die einige interessante Klassiker zu bieten hat.
Das
BILD dieser DVD-Edition lässt allerdings – im Unterschied zu anderen Klassikern
der McOne-Reihe – mehr als zu wünschen übrig. Grobkörnigkeit
und Unschärfen, Dropouts und gelegentliches Flimmern sind mehr als ärgerlich.
Die Bildqualität liegt damit noch unter der einer VHS-Kassette. Der TON
dagegen lässt nichts zu wünschen übrig, ist ausgeglichen, was
das Verhältnis von Musik, Sprache und anderen Geräuschen angeht.
Bei
der Classic Edition verzichtet McOne zumeist auf Bonusmaterial, und so ist es
auch hier. Lediglich Texttafeln mit Biografien und eine Bildergalerie zieren
die DVD.
Insgesamt
also ein nicht gerade zufriedenstellendes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass die
DVD bei der schweizerischen Firma 1A-DVD-Shop umgerechnet € 13,46 kosten wird
und bei DVD-Galaxis € 15,95 (andere Preise sind noch nicht bekannt, da die Auslieferung
der DVD sich verzögert hat).
Unverständlich
ist auch, dass sich McOne nicht um eine neue Altersfreigabe des Films bemüht
hat. Der Film ist – völlig unverständlich – noch immer als FSK 18
eingestuft, nach heutigen Kriterien aber sicher höchstens FSK 16. Jeder
Fernsehkrimi zeigt heutzutage mehr Gewalt als „Der schwarze Panther”.
Wertung
Film: 9,5 von 10 Punkten.
Wertung
DVD: 7 von 10 Punkten.
Ulrich
Behrens
Dieser
Text ist zuerst erschienen bei:
Der
schwarze Panther
(The
Internecine Project)
Großbritannien
1974, 84 Minuten
Regie:
Ken Hughes
Drehbuch:
Barry Levinson, Jonathan Lynn, nach dem Roman von Mort W. Elkind „Internecine”
Musik:
Roy Budd
Director
of Photography: Geoffrey Unsworth
Montage:
John Shirley
Produktionsdesign:
Geoffrey Drake
Darsteller:
James Coburn (Robert Elliott), Lee Grant (Jean Robertson), Harry Andrews (Albert
Parsons), Ian Hendry (Alex Hellman), Michael Jayston (David Baker), Christiane
Krüger (Christina Larsson), Keenan Wynn (E. J. Farnsworth)
Internet
Movie Database: http://german.imdb.com/title/tt0071663
zur
startseite
zum
archiv