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Shine
A Light
Da ist ja Bill Clinton! Und da Hillary! Und da der
Neffe von Bill! Allen schütteln die Stones tapfer die Hände. Und dann
haben sie mit Hillary Clintons Mutter sogar noch jemanden gefunden, neben dem
sogar die Stones jung aussehen. Na gut, bis auf Keith Richards. Und natürlich
sieht Mick Jagger in Wahrheit gar nicht alt aus, schon gar wenn ein Dickerchen
wie Jack White III später ehrfurchtsvoll neben ihm auf der Bühne steht.
"Shine A Light" wählt einen merkwürdigen
Beginn. Er macht nicht nur die Stones, sondern auch Regisseur Martin Scorsese
erst mal zur Witzfigur. Scorsese, dessen Eitelkeit schon im Freixenet-Werbespot
sehr unangenehm auffiel, setzt sich hier selbst in Szene als einen, der über
der Eigenwilligkeit der Rockstars zu verzweifeln droht. Sie wollen ihm die Setlists
der beiden Konzerte nicht verraten. Ganz die alten Revoluzzer.
Der Rest ist ein großes Gähnen. Siebzehn
Kameras auf der Bühne und drum herum, der totale Overkill, typisch später
Scorsese, bombastischer Aufwand und nichts dahinter. Dass ich die Stones-Musik
nicht sonderlich mag, ist vielleicht mein Problem. Aber dass sie aller Pop-Diskurs-Relevanz,
die sie womöglich mal hatte, vor circa vier Jahrzehnten schon verlustig
gegangen ist, steht sowieso außer Frage.
Was bleibt, sind also von siebzehn Kamera im edlen
Beacon-Theater vor den Augen von Bill und Hillary Clinton und Bill Clintons
Neffe und Hillary Clintons Mutter stilvoll zu Tode gefilmte Songs. Und ein Dokumentarfilm
ist "Shine A Light" sowieso nicht, was immer da so behauptet wird.
Eher ist zu vermuten, dass es einen derart bis ins letzte Fitzelchen der Leinwand
inszenierten Film im ganzen Wettbewerb nicht ein zweites Mal geben wird.
Ekkehard Knörer
Dieser Text ist zuerst erschienen
im epd Film Berlinale-Blog: [http://blog.epd-film.de/stories/4688032/]
Shine
a Light
USA 2007
- Regie: Martin Scorsese, Albert Maysles - Darsteller: (Mitwirkende) Mick Jagger,
Keith Richards, Charlie Watts, Ron Wood, Bill Clinton, Hillary Clinton, Christina
Aguilera - FSK: ohne Altersbeschränkung - Fassung: O.m.d.U. - Länge:
120 min. - Start: 4.4.2008
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