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Shrek
2
-
Der tollkühne Held kehrt zurück
Nach
dem Happyend
„Und
wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie heute noch.“ – So enden Märchen
typischerweise, und so ähnlich endete auch Shrek,
Dreamworks urkomische digitale Märchenverballhornung, in der ein ungehobelter
Oger am Ende die nicht ganz so schöne Prinzessin heiraten durfte. So viel
märchenhafte Harmonie schrie geradezu nach einer Fortsetzung des satirischen
Reigens, und da beim ersten Teil auch die Kasse stimmte, entschloss man sich
bei Dreamworks Shrek
2
zu machen.
Nach
idyllischen Flitterwochen wird das Brautpaar von der profanen Realität
eingeholt: Zu Hause in Shreks Sumpf hat sich der nervige Esel eingenistet, und
Fionas Eltern würden gerne mal den reizenden Gemahl ihrer Tochter kennenlernen.
Der ewige Miesepeter Shrek ist von Anfang an gegen den Höflichkeitsbesuch
beim elterlichen Königspaar, und er wird in seiner Skepsis für einmal
Recht behalten, denn Herr und Frau König sind gar nicht erbaut ob den Frischvermählten.
Nicht nur ist ihre reizende Fiona nun endgültig zum Oger geworden, auch
der Schwiegersohn entspricht nicht ganz ihren Vorstellungen. Wäre es nach
den Wünschen den Eltern gegangen, hätte ihre Tochter den hehren Prinz
Charming geehelicht und kein grünes Monster. Aber wir sind ja bei Hofe,
und da gibt es nichts, was eine handfeste Intrige und einige Liebestränke
nicht wieder ins Lot bringen könnten.
Shrek,
der eigentlich nur sein Glück in Ruhe geniessen will, hat also wieder mit
diversen Widrigkeiten zu kämpfen, und es fragt sich, was die grössere
Herausforderung ist: die hinterhältige Kabale, die die gute Fee angezettelt
hat, oder beim Abendessen im Familienkreise gute Tischmanieren zu zeigen und
sich mit dem übellaunigen Schwiegervater zu vertragen.
Familienkrach
im Königspalast, ein Oger, der nichts von höfischer Etikette weiss,
und eine Märchenstadt, die irgendwie an Hollywood erinnert; Shrek
2
macht dort weiter, wo der Vorgänger aufgehört hat, und zieht einmal
mehr die gesammelten Märchenklischees genüsslich durch den Kakao.
Und wie sich’s für eine anständige Fortsetzung geziemt, gibt’s von
allem mehr: mehr Filmzitate und Anspielungen, mehr bekannte Schauspielerstimmen
– besonders schön: Antonio Banderas als geckhafter gestiefelter Kater mit
Latino-Akzent und John Cleese als feiger König –, mehr fetzige Musik und
noch ausgefeiltere Animationen. Bei der Dreamworks-Tochter PDI ist man besonders
stolz auf eine neue Technik zur Berechnung von Haaren, die auch ausführlich
zum Einsatz kommt. Da wehen die Haare im Wind und schüttelt Prinz Charming
– dem der schöne Rupert Everett die Stimme leiht – seine blonde Mähne,
dass jede Shampoowerbung vor Neid erblassen muss.
Shrek
2
bietet wieder beste Unterhaltung für Jung und Alt – auch dieses mal sind
viele Gags primär an ein erwachsenes Publikum gerichtet – und ist in den
USA bereits drauf und dran, Finding
Nemo
den Rang als erfolgreichster Animationsfilm aller Zeiten abzulaufen. Dass Shreks
jüngstes Abenteuer allem Witz und technischer Raffinesse zum Trotz doch
nicht ganz so zu begeistern vermag wie der erste Teil, liegt einzig daran, dass
die Grundidee inzwischen nicht mehr neu ist. Das Erfrischende und Überraschende
der Märchenpersiflage ist dahin, man weiss mittlerweile, wie der Hase im
Märchenland läuft. Das ist aber nur halb so wild, denn wenn Eddie
Murphy und Banderas zum Schluss gemeinsam als Esel und gestiefelter Kater "Livin’
la vida loca" singen, erübrigt sich jede kleinkarierte Kritik.
Simon
Spiegel
Diese
Kritik ist zuerst erschienen in:
Shrek
2 - Der tollkühne Held kehrt zurück
USA
2004 - Originaltitel: Shrek 2 - Regie: Andrew Adamson, Kelly Asbury, Conrad
Vernon - Darsteller: (Stimmen) Sascha Hehn, Esther Schweins, Randolf Kronberg
- Prädikat: besonders wertvoll - FSK: ohne Altersbeschränkung - Länge:
92 min. - Start: 1.7.2004
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