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Der
Sohn des rosaroten Panthers
Eine
Generation lang rosarote Panther! Claudia Cardinale war schon 1963 dabei, im
ersten Film dieser inzwischen filmgeschichtlichen Serie (DER ROSAROTE PANTHER).
Damals verführte der kalte Schnee von Cortina zu wärmendem und befruchtendem
Hautkontakt. Heuer ist die Cardinale Mutter, beinahe schon Oma, denn ihr Sohn
(Roberto Benigni) ist auf Freiersfüßen, von der Schönheit der
nahöstlichen Prinzessin (Debrah Farentino) geblendet. Außerdem tritt
ihr Sprößling unverzagt in die Fußstapfen seines großen
Vaters, des 1980 verstorbenen Inspektor Clouseau. Klein-Benigni hat also gegen
Übervater Peter Sellers anzuspielen, der mit der Clouseau-Rolle den Panther-Filmen
Charakter und schließlich auch Namen gab (INSPEKTOR CLOUSEAU - DER „BESTE"
MANN BEI INTERPOL, 1976; INSPEKTOR CLOUSEAU - DER IRRE FLIC MIT DEM HEISSEN
BLICK, 1978).
Aber
wie spielt man auf einem Veteranentreffen? Denn die betagten Damen und Herren
erzählen im SOHN DES ROSAROTEN PANTHERS am liebsten von vergangenen Tagen.
Herbert Lom als Kommissar Dreyfus führt immer wieder seine Lieblingsnummer
vor, dann zuckt das linke Auge. Burt Kwouk, der Japaner Cato, springt, allerdings
nicht mehr unversehens seinen Herrn an, ihn schnelle Reaktion zu lehren. Henry
Mancini stellt ein Potpourri aus dreißig Jahren Rosaroter-Panther-Musik
zusammen. Und Regisseur Blake Edwards, 71, inzwischen reichlich abgeklärt,
läßt den Karren laufen. Etwa so:
An
der französischen Riviera wird Prinzessin Yasmin entführt. Kommissar
Dreyfus assistiert dem örtlichen Gendarm und entdeckt im Tolpatsch den
Sohn seines Erzfeindes Clouseau. Es entbrennen in Liebe Paare der älteren
Generation (Dreyfus/Mutter) sowie der jüngeren (Clouseau jr./Yasmin). Es
eskaliert ein Klamaukkrieg im fernen Sultanat: Schnellfeuerwaffen, Hubschrauber,
Granattreffer und reichlich Tote, dazwischen, offensichtlich schreiend komisch,
unsere rosaroten Veterinäre Clouseau jr. (in der Djellabah) und Cato (im
Kaftan). Ein Japaner als Rabbi verkleidet im Harem des Scheichs!! - wer sich
da nicht grölend auf die Schenkel klopft, sollte eilends das Kino verlassen
und die nächste Gelegenheit suchen, freilich mutmaßlich im TV, die
ersten, immer noch frischen und elementar komischen Filme der rosaroten Serie
anzusehen. Die Jagd nach dem Mega-Edelstein, dem Pink Panther, war in den sechziger
und siebziger Jahren zum Volksvergnügen geworden. Es begann vor dreißig
Jahren mit einer eleganten Gesellschaftskomödie: die siebziger Jahre endeten
mit herzerfrischendem Slapstick; Clouseau, der kleine Beamte und große
Tolpatsch - er trieb den Vorgesetzten Dreyfus buchstäblich in den Wahnsinn,
denn der kleine Mann lacht doch zuletzt. Blake Edwards, der stets auch das Drehbuch
schrieb, baute Gags, Kalauer, Situationskomik in eine Handlung ein, die ein
Ziel hatte. Und an die Protagonisten konnte man glauben.
Dem
SOHN DES ROSAROTEN PANTHER ist die Handlung abhanden gekommen. Wir müssen
uns daher mit einer zusammenhanglosen Gagsammlung bescheiden, in der Benigni
insoweit nicht schlecht abschneidet. Den Eßgewohnheiten der Araber sich
anpassend (?), versucht er, Braten mit Stäbchen zu essen. Auch ist die
Nummer recht ulkig, in der er sich als hochstapelnder Arzt die Spritze selbst
in den Arm sticht. Doch ist derlei Dünnsinn sicherlich besser in einer
TVShow aufgehoben. Denn im Film werden diese Slapsticknummern durch viel zuviele
witz- & kraftlose Füllsequenzen zerdehnt und verdorben (jemand steigt
in ein Auto/verläßt dieses/besteigt einen Hubschrauber/verläßt
diesen/besteigt ein Flugzeug/verläßt dieses/ besteigt usf.). Ich
bin fest der Überzeugung, daß Blake Edwards, der große Routinier,
diese Ballaststoffe weder gefilmt noch hinterher gesehen hat.
Schließen
wir mit einer guten Nachricht. Exzellent ist der gottseidank überlange
Trickvorspann. Dreißig Jahre Kontinuität und Warenzeichen für
ein Produkt, das sich mittlerweile überlagert hat. Aber die Verpackung
stimmt.
Dietrich
Kuhlbrodt
Dieser
Text ist zuerst erschienen in: epd film
2/94
Der
Sohn des rosaroten Panthers
SON
OF THE PINK PANTHER
USA
1993. R: Blake Edwards. B: Blake Edwards, Madeleine Sunshine, Steve Sunshine.
P: Tony Adams. K:
Dick Bush. Sch:
Robert Pergament. M: Henry Mancini. T:
Ken Weston. A:
Peter Mullins, David Minty, John Siddall, Leslie Tomkins. Ko:
Emma Porteous. Pg:
MGM. V: UIP. L: 93 Min. St: 17.2.1994. 0: Roberto Benigni (Jacques), Herbert
Lom (Dreyfus), Claudia Cardinale (Maria Gamhrelli), Shabana Azmi (Königin),
Debrah Farentina (Prinzessin Yasmin), Jennifer Edwards (Yussa), Robert Davi
(Hans), Mark Schneider (Arnan), Mike Starr (Hanif).
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