zur startseite
zum archiv
Stirb
langsam 2
Nach
dem Erfolg von »Die
Hard«
(1988) unter der Regie von John McTiernan (»Rollerball«, 2001) trat
Bruce Willis (der im nächsten Jahr mit Monica Bellucci in einem Film des
»Training Day«-Regisseurs Antoine Fuqua – »Hostile Rescue«
– zu sehen sein wird) 1990 ein zweites Mal in die Fußstapfen von Detective
Lieutenant John McClane. Was von solchen Fortsetzungsfilmen in der Regel zu
erwarten ist ... na ja. Doch Regisseur Renny Harlin drehte einen dem Erstling
durchaus ebenbürtigen Streifen – trotz der im wesentlichen gleichen Story.
Das
hätte Det. Lt. John McClane (Bruce Willis) nie und nimmer gedacht: »Dieselbe
Scheiße passiert demselben Mann zum zweiten Mal.« McClane wartet
auf dem Dulles Airport in Washington D.C. auf seine Frau Holly (Bonnie Bedelia),
mit der er Weihnachten bei seinen Schwiegereltern verbringen will. Holly sitzt
in einem anderen Flugzeug, das über dem Flughafen kreist. Das Wetter ist
miserabel: Schneestürme. Aber die sind nicht der Grund dafür, dass
Hollys Maschine nicht landen kann. Der südamerikanische Drogen-Boss und
Diktator Esperanza (Franco Nero) soll nämlich just zur gleichen Zeit an
die US-Behörden ausgeliefert werden. Aber Esperanza hat längst seine
Flucht penibel vorbereitet. Unter Führung des Terroristen und ehemaligen
Colonel Stuart (William Sadler) hat eine Spezialtruppe die Kontrolle über
den Airport übernommen, einschließlich des Funkverkehrs und der Computer,
um Esperanza zur Flucht zu verhelfen.
Was
bleibt McClane anderes übrig, als sich an die Flughafenbehörden zu
wenden und selbst einzugreifen. Dem Chef der Flughafenpolizei Carmine Lorenzo
(Dennis Franz), einem unfreundlichen Gesellen, der die Situation zunächst
überhaupt nicht im Griff hat, passt McClanes Einmischung gar nicht. Nur
auf die Unterstützung von L.A.P.D.-Sergeant Al Powell (Reginald VelJohnson)
und Chefingenieur Leslie Barnes (Art Evans) kann McClane setzen.
Inzwischen
kreisen etliche andere Flugzeuge über dem Airport, denen langsam die Luft,
sprich: das Benzin ausgeht. Holly hat es in ihrer Maschine zu allem Überfluss
mit dem arroganten TV-Reporter Dick Thornburg (William Atherton) zu tun, der
nur auf eine Chance wartet, ganz groß als Starreporter bei seinem Sender
WWTW herauszukommen.
Die
Lage spitzt sich zu, als Stuart, um die Ernsthaftigkeit seines Vorhabens zu
demonstrieren, eines der Flugzeuge, deren Cockpit-Mannschaft glaubt, mit dem
Tower verbunden zu sein, so landen lässt, dass es am Boden verunglückt
und explodiert. McClane, der noch versucht hatte, auf der verschneiten Landebahn
die Maschine zu warnen, sieht keine andere Chance, als nun selbst einzugreifen.
Die Flughafenbehörden sehen nur noch eine Möglichkeit: Einschaltung
einer Spezialeinheit der Army. Deren Leiter Major Grant (John Amos) verbietet
sich jede Einmischung privater Personen. McClane soll kalt gestellt werden.
Doch der gibt nicht auf. Zusammen mit Powell entdeckt er eine alte Kirche, in
der die beiden das Hauptquartier der Terroristen vermuten. Grant und seine Leute
erscheinen an der Kirche, die Terroristen samt Esperanza können entkommen.
Und dann gibt es für Grant und die anderen eine Überraschung ...
Harlins
Streifen strotzt zwar vor einigen Ungereimtheiten. So »wartet« Stuart
– zu anständig für einen zu allem entschlossenen Terroristen –, bis
McClane Stuarts Kumpan erledigt hat, bevor er selbst auf McClane losgeht. Und
dass alle Flugzeuge in the air immerhin noch so viel Treibstoff besitzen, dass
sie sozusagen den Ausgang des Films »in aller Ruhe« abwarten können,
bevor sie sicher landen, ist dramaturgisch auch nicht gerade überzeugend.
McClane selbst übersteht lebensbedrohliche Situationen, die kein anderer
Mensch wirklich überleben würde.
Nichtsdestotrotz:
McClane ist eben der Super-Cop und hat letztendlich nur ein Ziel. Er will seine
Frau Holly retten. So verleiht ihm Harlin geradezu übermenschliche Kräfte,
bis McClane nach selbstverständlich erfolgreichem Ausgang verzweifelt und
zugleich hoffend über die verschneite Landepiste nach seiner Holly brüllen
kann – fast so wie Fred Feuerstein einst »Wilma!!!« durch den Fernsehbildschirm.
Harlin
zieht alle Register: Spezialeffekte, Pyrotechnik en masse, rasende Action –
zumindest über weite Strecken des Films –, einige handfeste Überraschungen,
wilde Verfolgungsjagden, ein gekonnter Showdown, die Opferung einer Boeing und
last but not least ein Bruce Willis, der wie eine Mischung aus Gejagtem und
Jäger durch die Handlung sprintet, als ginge es nicht nur um sein Leben,
das seiner Frau und der anderen Passagiere, sondern um die Rettung der Erde
– all das macht »Die Hard 2« zu einem sehenswerten Actionfilm, der
trotz einiger Parallelen zu (Flugzeug-)Katastrophenfilmen der 70er Jahre seine
eigene Dynamik entfaltet.
Zudem
wird das Geschehen durch – wenn auch im Vergleich zum ersten Film von McTiernan
wenige – humoristische Einlagen gelockert, die das ganze Desaster nicht so bierernst
erscheinen lassen, wie es zunächst daher kommt. Auch die etwas platte Medienkritik
schadet dem Film herzlich wenig, zumal zumindest die Szene, als William Atherton
als Reporter Thornburg auf der Toilette des Flugzeugs seinen Sender informiert
und live zu hören ist, einen leichten Hang zur Satire besitzt.
Pure
Action mit spannenden und abwechslungsreichen Einlagen, Wendungen und einigen
Überraschungen, bei der es auf absolute Logik und realistisch gezeichnete
Charaktere nicht so sehr ankommt. Ein Bruce Willis, der alles für seine
Holly tun will und tut, den die Liebe antreibt, bis er sie blutverschmiert endlich
in die Arme schließen kann. Schön! Ergreifend! Gewaltig! Adrenalintreibend!
– trotz einiger weniger Längen in der Mitte des Films.
Ulrich
Behrens
Dieser
Text ist zuerst erschienen bei CIAO.de
Stirb
langsam 2
[Die
Hard 2] USA 1990
Start: 04.07.1990
Verleih: 20th Century Fox
Laufzeit:
124
FSK:
16
Drehbuch: Steven E. de Souza, nach einem Roman
von Walter Wager
Regie:
Renny Harlin
Darsteller:
Bruce Willis, Bonnie Bedelia, William Atherton, Reginald VelJohnson, Franco
Nero, William Sadler, John Amos, Dennis Franz, Art Evans, Fred Dalton, Tom Bower,
Sheila McCarthy
zur startseite
zum archiv