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Schuster,
bleib bei deinem Leisten!
Schade, schade. Die tollen
Breakdance-Szenen und die Tradition der „Battles“ hätten wohl durchaus
Material für eine – auch kinotaugliche – Dokumentation abgegeben, leider
hatten Regisseur und Drehbuchautor Chris Stokes und seine Tanz-Crew die fixe
Idee, einen Spielfilm daraus zu machen. Mit fatalem Ergebnis. Buchstäblich
jede Minute wird man schmerzlich daran erinnert, dass vor und hinter der Kamera
sowie am Drehbuchschreibtisch blutige Amateure ihr Unwesen trieben.
Die lächerliche
Story dreht sich um zwei verfeindete Breakdance-Crews, zwei verstrittene beste
Kumpels und die Schwester des einen, die mit dem anderen liiert ist. Am Ende
gibt es den großen Tanz-Contest mit noch größerer Versöhnung.
Dazu werden alle erdenklichen Ghettofilm-Klischees, scheinbar nach dem Zufallsprinzip,
durcheinander geworfen und bildet die ewig gleiche Turnier-Dramaturgie eines
Sportfilms den narrativen Rahmen. Fertig. Es entsteht ein wahrlich verblüffender
Effekt: Obwohl alle Zusammenhänge absolut willkürlich erscheinen,
bleibt die Handlung dennoch extrem vorhersehbar. Um das Soap-Feeling des Ganzen
noch zu bestärken, gibt es Zeitrafferflüge über die Skyline L.A.’s
im Abendlicht als Leitmotiv und alle F- S- N- oder A- Wörter sind strikt
Tabu. Als
wäre all das noch nicht genug, reden die für die Schauspielerei erdenklich
untalentierten Laien jenen peinlichen Pseudo-Ghetto-Slang („Whussup, dog?“,
„I’m trippin’, gee“, etc.), über den man sich bereits im untersten Bodensatz
der US-amerikanischen Unterhaltungsindustrie lustig macht (siehe z.B.: American Pie
4).
Und dann sind da eben die Tanzszenen. Wobei es nicht so ist, dass
der Dilettantismus der Inszenierung hier
nicht auffallen würde. Dass Montage und Kamera über mittleres Video-Clip-Niveau
hinaus kämen. Dass das billige Pathos, das einen Jungen in Zeitlupe und
strömendem Regen trainieren und seine Moves auch noch mit gottesfürchtigem
Kniefall beenden lässt, hier nicht stören würde. Wie sehr das
ganze nach Boygroup oder „Schwimmübungen
ohne Wasser“ (aus einer OFDB-Review) aussieht, möge jeder für sich
entscheiden. Und doch hat man eben, zur Abwechslung mal, das Gefühl, Menschen
bei etwas zuzusehen, das sie auch können. Und doch liefert die Eleganz
der Bewegungen, der eingearbeitete Slapstick, die beeindruckende Artistik dem
Ganzen eine gewisse Daseinsberechtigung, wenigstens einen Grund, sich um das
Geld für Kinokarte oder Leih-DVD nicht gänzlich betrogen zu fühlen
- der sich aus dem restlichen lauwarmen Black-Soap-Geplänkel beim allerbesten
Willen nicht ergibt.
Street
Style
(You
got served)
USA 2004, ca. 90 Min.
Kino-Start: 02.09.04
Regie: Chris Stokes
Drehbuch: Chris Stokes
Schauspieler (Besetzung): Omarion, Marques Houston, Jennifer Freeman, J-Boog,
Lil' Fizz, Raz-B, Marty Dew, Jerome Jones, Tanee McCall, Amanda Rodrigues, Malcom
David Kelley, Steve Harvey, Christopher Jones, Robert Hoffman u. v. a.
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