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Die junge Amerikanerin Suzy reist nach München, um an einer
renommierten Akademie Tanz zu studieren. Als sie dort ankommt, begegnet sie
einem jungen Mädchen, das überstürzt flüchtet und noch in
derselben Nacht in ihrer Wohnung brutal ermordet wird. Doch dabei bleibt es
nicht. Während einer Probe bricht Suzy aus mysteriösen Gründen
zusammen und eines Nachts terrorisieren Maden die Schülerinnen. Schließlich
geschieht ein weiterer Mord. Nachdem sie Nachforschungen unternommen hat, kommt
Suzy ein furchtbarer Verdacht.
„Suspiria“ ist ein Triumph der Form über den Inhalt. Dies
wurde schon vielen Filmen vorgeworfen, guten und schlechten Vertretern ihrer
jeweiligen Genres, hier ist er jedoch eindeutig als Kompliment gedacht. Dario
Argento will nicht aufrütteln, belehren oder anrühren. Er will Angst
erzeugen. Nicht mehr, nicht weniger. Dabei führt er beispielhaft den typischen
Aufbau italienischer Horrorfilme, besonders jenen der sogenannten „Giallos“,
die ihren Namen Groschenheften verdanken, die in Italien mit gelbem Cover erschienen,
vor. Die Geschichte an sich ist wenig schlüssig, dennoch kommt zu keiner
Zeit Langeweile auf, da Argento sich zwar stark auf die Wirkung der jeweiligen
Einzelszene verlässt, diese aber souverän mit der nächsten verbindet.
Wenn man die Geschehnisse nicht allzu kritisch auf ihre Logik hin untersucht,
entsteht ein irritierender Fluss, der eine traumähnliche Qualität
besitzt.
Interessant ist in dem Zusammenhang, dass man über Brian
De Palmas Hitchcock-Hommage „Dressed To Kill“ (1980) fast das Gleiche behaupten
könnte. Sowohl Argento als auch De Palma treiben Hitchcocks Idee des Spannungskinos
auf die Spitze. Alle Kräfte werden gebündelt, um eine maximale Manipulation
des Zuschauers zu bewirken, Schauspieler müssen sich unterordnen. Die Form
ist ausschlaggebend und diese ist bei „Suspiria“ von bizarrer hyperstilisierter
Schönheit. Kameramann Luciano Tivoli benutzte das als veraltet angesehene
Technicolor-Verfahren und betonte die Primärfarben, Gelb, Rot und Blau. Verbunden mit strengen Bildkompositionen,
mit starken, von innen betonten Mittelachsen, die mitunter an die konstruktivistische
Photographie erinnern, entsteht ein einzigartiger Eindruck. Natürlich darf
auch die minimalistische Musik der Rockgruppe „Goblin“ nicht unerwähnt
bleiben, die eine suggestive Wirkung entfaltet, erheblich zur unheilvollen Atmosphäre
beiträgt und sich von gängigen Horrorfilm-Soundtracks angenehm abhebt.
Jonas Reinartz
Diese Kritik ist zuerst erschienen in der: www.filmzentrale.com, also: hier
Zu diesem Film gibt es im archiv der filmzentrale mehrere Texte
Suspiria
Italien 1977 - Regie: Dario Argento – Drehbuch: Dario Argento, Daria Nicolodi - Darsteller: Jessica Harper, Stefania Casini, Flavio Bucci, Miguel Bose, Rudolf Schündler, Udo Kier - FSK: ab 18 - Länge: 95 min. – Verleih: Gloria-Verleih – Kinostart (Deutschland): 5.10.1977
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