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Underworld
Batwoman
Romeo
und Julia in Stalingrad
Es
regnet Blut und Wasser, Steinstaub und Hohlmantelgeschosse. Mitten drin hockt
Kate Beckinsale im Mondlicht wie ein Wasserspeier auf einer Kathedrale und voice-overt
den Plot, aus dem Regisseur Len Wiseman demnächst auch noch ein Prequel
und ein Sequel machen will: seit Jahrhunderten zerfleischen sich edle Vampire
und ruppige Werwölfe im Stellungskrieg, seit ein paar Wochen mucken die
in die Kanalisation getriebenen Unter-Monster wieder auf.
Dann
springt Kate als bleiche Schwester von Matrix' Cate-Anne Moss in die Tiefe,
es folgen 15 Minuten Feuergefecht und Nu-Metal-Soundtrack. Der Film bleibt dunkel,
fast farblos, und unübersichtlich. Wer auf wen schießt, wer welche
Motive hat, Len Wiseman schert sich nicht darum.
Dabei
hat er keine schlechte Story: Werwölfe und Vampire lebten mal miteinander,
bis ein netter Underdog die Tochter des bigotten Ober-Finsterlings schwängerte.
Heute basteln ausgerechnet die gejagten Werwölfe an einem Mischlingswesen,
das die Blut-Fehde beenden soll. Und der intrigante Junior-Chef-Vampir paktiert
selbstsüchtig mit dem Feind, um selber Obermotz zu werden.
Das
ist schon erstaunlich, wie die schicke Herrenrasse allmählich als Biester-Bande
demaskiert wird, wie die tierischen Rüpel zur Befreiungsbewegung mutieren.
Oder wie sich ausgerechnet die tougheste Jägerin in den unschuldigen menschlichen
"Erlöser" verliebt, dessen Blut Wolf- und Fledermaus-Gene vertragen
kann..
Leider
interessiert sich der Film kaum für seine Story. Oder deren politische
Tiefen. Leider verletzt er auch gröblich Genre-Gewissheiten (Lady Vamp
besieht sich in vielen Spiegeln, niemand muss Blut trinken), und einmal erklärt
Kate ihren Hang zum artfremden Menschen gar mit "Er hat mich vor dem Ertrinken
gerettet". Pah, Vampire sterben nur im Licht.
Das
Publikum reagierte von "gähn" (Horror-Fans) bis "geil"
(Normal-Pubertierende), und echte Freaks vermuteten alsbald, Ed Wood habe wohl
"The Crow 4" gemacht. Die Wahrheit ist: Len Wiseman sollte tatsächlich
"The Crow 4" vorbereiten, aber das Studio wollte sein Skript nicht.
Da besorgte er sich 20 Millionen Dollar weltweit, besetzte englische B-Mimen,
drehte in Budapest, fühlte sich als Genre-Neuling an nichts gebunden, und
heiratete nach Drehschluss seine Hauptdarstellerin. Das erklärt manches.
Wolfgang
Ueding
Dieser
Text ist zuerst erschienen in:
Zu diesem Film gibt es im archiv der filmzentrale mehrere Texte
Underworld - USA / Deutschland / Ungarn / Großbritannien
2003 - Regie: Len Wiseman - Darsteller: Kate Beckinsale, Scott Speedman, Michael Sheen, Shane
Brolly, Bill Nighy, Erwin Leder, Sophia Miles, Robbie Gee - FSK: ab 16 - Länge:
121 min. - Start: 29.1.2004
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