zur
startseite
zum
archiv
Untreu
Richard Gere in einem Remake eines
französischen Erfolges - wer denkt da nicht gerne an "Breathless"
(nach Godards "Außer Atem") von Jim McBride zurück, einer der schlimmsten Filmverwurstungen
und miesesten Rollen Geres? Nun in "Untreu", einem Remake von Leidenschaft
und Eifersucht nach Chabrols "La femme infidele", ist alles ganz anders ... schlimm.
Es ist Constance Sumner (Diane
Lane) anzusehen, wie sie der Alltag erstickt. Ihr Lächeln wirkt müde,
obwohl Ehegatte Edward (Richard Gere) ein perfekter Partner ist und auch der
neunjährige Sohn ganz erträglich wirkt. Ein fast surrealer Sturm weht
Constance in den Straßen New Yorks mit dem jüngeren, sexy Franzosen
Paul (Olivier Martinez) zusammen. Eine Affäre entflammt und köchelt
dann ohne Reiz und Erotik vor sich hin, bis Edward sein Misstrauen bestätigt
fühlt. Es folgt der ganz normale Ablauf solcher Seitensprung-Geschichten:
Edward besucht Paul, sie trinken Wodka, Edward erschlägt Paul ...
Ist es die pure Verzweifelung
darüber, dass die Geschichte von "Untreu" nicht funktionieren
will? Oder meint da wirklich jemand, mit solchen drastischen Dramatisierungen
die inneren Vorgänge von Eifersucht, Vertrauensbruch, Lüge und Betrug
abbilden zu können? Es ist das Grundkonzept von Adrian Lyne ("Flashdance",
"9 1/2 Wochen", "Fatal Attraction", "Lolita"): Immer zu grob, zu deutlich,
zu plakativ. Er fällt nicht nur bei den erwarteten Erotikszenen mit der
Klotür ins Haus, er stellt für die Spannung immer noch brodelnde Kochtöpfe
ins Bild, während sich parallel die bedrohte Familie abspielt. Auch wenn
das Kaninchen aus "Fatal Attraction" wohl nicht mehr im Topf steckt,
ist das ebenso abgeschmackt wie abgestanden.
Die plakative Ekstase läuft
diesmal ohne Oliven ab, dafür mit Olivier Martinez ("Der Husar auf
dem Dach"), der nix anderes als sexy sein darf. Diane Lana muss das Weibchen
geben, das in der Nähe eines verführerischen Franzosen-Jüngelchens
nicht mehr rechts und links unterscheiden kann. Recht und Unrecht sowieso nicht,
deshalb ist sie zögernd, hemmungslos und reumütig - nacheinander!
Ein dramaturgisches Armutszeugnis, denn nur das Miteinander widersprüchlicher
Gefühlslagen hätte Spannung in die Seitensprung-Routine gebracht.
Richard Geres Betrogener hält sich leidend zurück und begeht dann
einen Mord, den man sich so amateurhaft im Kino nicht gefallen lässt. Geres
anspruchsloseste Rolle seit langem!
Man könnte ihm glatt
untreu werden.
Günter H. Jekubzik
Dieser Text ist zuerst erschienen
bei:
Untreu
USA
2002 - Originaltitel: Unfaithful - Regie: Adrian Lyne - Darsteller: Richard
Gere, Diane Lane, Olivier Martinez, Chad Lowe, Kate Burton, Margaret Colin,
Erik Per Sullivan, Dominic Chianese - Prädikat: besonders wertvoll - FSK:
ab 16 - Länge: 124 min. - Start: 13.6.2002
zur
startseite
zum
archiv