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Verloren
im Irak
Mit
seinem ersten Langspielfilm „Die Zeit der trunkenen Pferde“, der beim Filmfestival
Cannes 2000 die für ein Erstlingswerk zu vergebende „Camera d’Or“ gewann,
machte Bahman Ghobadi auf das Schicksal des 20-Millionen-Kurdenvolks aufmerksam,
das als Minderheit im Iran, der Türkei, dem Irak und Syrien lebt. „Die
Zeit der trunkenen Pferde“ erzählte mit ausgeprägt dokumentarischem
Charakter von kurdischen Kinder-Schmugglern im iranisch-irakischen Grenzgebiet.
Ein
Wiedersehen mit den Schmugglern im Hochgebirge ermöglicht nun der zweite,
mit der „Golden Plaque“ beim Chicago Filmfestival 2002 ausgezeichnete Spielfilm
Ghobadis „Verloren im Irak“. Ihnen begegnet eine Gruppe iranisch-kurdischer
Musiker auf ihrer Reise von den staubigen Landschaften des Irans in die schneebedeckten
Berge des Nordiraks: Der alte Musiker Mirza, der unter Kurden einen fast mythischen
Ruf genießt, hat sich mit seinen Söhnen Barat und Audeh auf den Weg
gemacht, um seine vor 23 Jahren verschwundene Frau Hanareh zu suchen.
Wie
bei etlichen iranischen Filmen dient der Plot lediglich als Rahmen, um ein Bild
einer durch die Kriegshandlungen der letzten Wochen stärker in den Blick
der Weltöffentlichkeit gerückte Region zu vermitteln. Auch in „Verloren
im Irak“ geht es Regisseur Bahman Ghobadi darum, auf die Lage der Kurden hinzuweisen,
wobei das bereits in dessen Regiedebüt zu beobachtende offensichtliche
Bemühen um dokumentarische Strenge den Erzählfluss teilweise hemmt.
Mag
die Stimmung nicht nur wegen der Musik, sondern auch wegen zahlreicher komischer
und einiger romantischer Einlagen – als sich etwa Barat in die Stimme einer
Frau verliebt, die er nur in Umrissen sehen kann – weniger düster als im
Erstlingswerk Ghobadis sein, so begleitet dennoch das Knattern der Waffen und
das Dröhnen der Flugzeuge Saddam Husseins auf weiten Strecken Mirzas Reise.
Und die Folgen von Saddams Vernichtungskampagne gegen die irakischen Kurden
werden nur allzu deutlich gezeigt: eine unüberschaubare Zahl Waisenkinder,
überfüllte Flüchtlingslager, von Chemiewaffen entstellte oder
tödlich verwundete Witwen. Mit „Verloren im Irak“ liefert Ghobadi abermals
ein Plädoyer für eine selbstbestimmte Zukunft des kurdischen Volkes.
José
García
Dieser
Text ist zuerst erschienen in:
Verloren
im Irak
Marooned
in Iraq - Songs from My Motherland
Gamgashtei
Dar Aragh
Regie:
Bahman Ghobadi
Darsteller:
Shahab Ebrahimi, Alahmorad Rashtiani, Fa’eq Mohamadi, Iran Ghobadi
Land,
Jahr: Iran 2002
Laufzeit:
97 Minuten
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