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Willkommen
in Mooseport
Lokalpolitik
der ganz ruhigen Hand
In
der Komödie "Willkommen in Mooseport" tritt Gene Hackman in einer
Kleinstadt als Kandidat für das Bürgermeisteramt an - als Expräsident
der USA gegen einen Klempner
Auf
dem Golfplatz erst reift die Führungspersönlichkeit zum Elder Statesman:
Fragen Sie Bill Clinton oder Kaiser Franz. Die Routine des staatsmännischen
Handschlags ist der erste Schritt zur zenmeisterlichen Schlägerbeherrschung.
Eine Politik der ruhigen Hand.
Gene
Hackman spielt in "Willkommen in Mooseport" den ehemaligen US-Präsidenten
Monroe Cole, genannt "The Eagle". Eine clintoneske Politikergestalt,
die eine Karriere lang ausschließlich in "Win-win"-Situationen
gedacht hat. Krawatte geglättet, Gewinnerlächeln, Handschlag. "Guten
Morgen! Manche von Ihnen denken wahrscheinlich, dass ich nur nach Mooseport
gekommen bin, weil meine Exfrau mir nichts außer meinem Landhaus gelassen
hat. Nun, Sie haben Recht."
Mooseport,
ein Kaff in Maine, ist von den Stürmen der Weltpolitik weitestgehend verschont
geblieben. Hier herrscht noch der kommunitaristische Geist der frühen Pioniertage,
und der örtliche Klempner ("Alle Lieben Raymond" Romano) kandidiert
für das Amt des Bürgermeisters.
Einziger
Gegenkandidat ist Monroe Cole, der mit seiner Entourage gerade angekommen ist.
Der Adler hat sich von den Dorfältesten in die Verantwortung schwatzen
lassen; als er seinen Fehler bemerkt, ist es bereits zu spät: "Lassen
Sie mich das noch mal klarstellen? Ich trete gegen den Mann an, der meine Toilette
repariert?" Es kommt jedoch noch schlimmer. Sein Wahlkampfmanager überbringt
dem Präsi die schlechte Nachricht: "Ich habe so etwas noch nicht erlebt.
Wir haben es hier mit einem grundlegend ehrlichen Menschen zu tun." - Cole:
"Was im Grunde doch nur heißt, dass er noch nie für ein öffentliches
Amt kandidiert hat!"
Es
gibt ein paar gute Dialoge in Donald Petries Hinterwäldlerkomödie
"Willkommen in Mooseport", aber zur Politsatire reicht es noch nicht
ganz. Viel lieber wäre der Film eine Preston-Sturges-Komödie, nur
hatten Sturges Dialoge deutlich mehr Pfeffer.
Dass
Petries Film nicht komplett absäuft, liegt an den Frauen; denn bekanntlich
steht hinter jedem erfolgreichen Mann eine starke Frau. Hier ist es unter anderem
die ehemalige First Lady, die sich nach Mooseport aufgemacht hat, um "Handy"
Harrison im Wahlkampf gegen ihren Exmann zu unterstützen.
"Willkommen
in Mooseport" hält einige kleine Weisheiten über das Wesen von
Kommunal- und Staatspolitik bereit. Irgendwann muss sich auch der große
Adler den Bedingungen des lokalen "Handyman" beugen: Über das
Wohl von Mooseport wird auf dem Golfplatz entschieden, letztlich, irgendwie.
Cole: "Ich habe mit Präsidenten und Terroristen verhandelt."
- Willkommen in Mooseport. Hier stolpert der Adler am Ende auch über einen
passenden Titel für seine 20-Millionen-Dollar-Memoiren: "Erinnern
sie sich daran, als ich noch meine Würde besaß?" Der Unterschied
zwischen einem Elder Statesman und einer einfachen Führungspersönlichkeit.
Andreas
Busche
Dieser
Text ist zuerst erschienen in der taz
Willkommen
in Mooseport
USA
2004 - Originaltitel: Welcome to Mooseport - Regie: Donald Petrie - Darsteller:
Gene Hackman, Ray Romano, Marcia Gay Harden, Maura Tierney, Rip Torn, Christine
Baranski - FSK: ohne Altersbeschränkung - Länge: 110 min. - Start:
22.7.2004
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