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Zelle R 17
Burt Lancaster im Gefängnis - der härteste Knastfilm von allen
Inhalt
Burt Lancaster als Insasse in einem Gefängnis, das von der gnadenlosen
Hand des Aufsehers Hume Cronyn (der nette Nebendarsteller von Nebenan als
sanfter Sadist, im Heydrich-Gewand mit Wagner auf dem Plattenteller)
unbarmherzig, aber im süssen Tonfall des Machtrauschs geknechtet wird,
versucht mit einer Handvoll "Getreuer" (Treue, wie alle anderen noblen
Eigenschaften des Menschen, ist eine armselige Illusion, sagt dieser
Film) den Ausbruch. Die Welt: Ein Höllenloch, der Ort: Ein beengtes,
verdüstertes Spiegelbild der Staatsmacht, das die Bürger mit der nackten
Gewalt des Titels bei Fuss hält. "No one escapes, no one ever escapes",
sagt der Gefängnisdoktor immer wieder - und wohin auch? Die in elegant
eingeflochtenen Rückblenden gezeigte Außenwelt (in der es immerhin Frauen
gibt) ist trotz aller versuchten Romantisierung kaum besser: Betrug,
Mord, falsche Hoffnung und das, was die Männer (eine Traumbesetzung,
übrigens) hierhergebracht hat, nur um die gleiche Unerträglichkeit auf engstem Raum zu erleben. "Even the
most phony memories remind you of the outside", sagt einer der Häftlinge,
und man versteht ihn, wenn er jeden Gedanken an die "inside" von sich
weist: Einen unnachgiebigeren Gefängnisfilm als diesen hat man nie wieder
gedreht. Doch Dassins klarer, ernüchterter, packender Blick auf die
Machtverhältnisse - "Kindness is weakness and weakness makes followers,
not leaders" - ist bei aller Härte nur eine ungenügende Vorwarnung für
den Showdown. Sollten Sie schwache Nerven haben, meiden Sie diesen Film
wie die Pest: Einen gnadenloseren, brutaleren, verzweifelteren Schluss
gibt es in der Geschichte des ganzen Hollywoodkinos nicht. Selbst die
scheinbar so sorgfältig aufgebauten Kategorisierungen von Gut und Böse
zerrinnen in einen Massenhysterie des Mordens, und am Ende haben alle
verloren: Das Leben, die Utopie, die Integrität. Film noir nennen sich
viele Streifen - so schwarz wie dieser sind davon eine Handvoll. Nach
oben gerundet.
Christoph Huber, 30.10.2000
Dieser Text ist zuerst erschienen in:
Zelle R 17
Brute Force
USA, 1947
Mit: Charles Bickford, Anne Blyth, Hume Cronyn, Yvonne De Carlo, Burt Lancaster
Regie: Jules Dassin
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