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Duplicity
–
Gemeinsame Geheimsache
Man
lebt nur zweimal
Der Kalte Krieg ist nicht vorbei, er hat
nur die Ebenen gewechselt: Im zweiten Film des Bourne-Autors Tony Gilroy, der
mit dem hintersinnigen Wirtschaftsthriller Michael
Clayton mal eben eines
der besten Regiedebüts des letzten Jahres vorgelegt hat, graben statt Reagan
und Chruschtschow zwei angegraute Vorstandsvorsitzende von konkurrierenden Kosmetikkonzernen
das Kriegsbeil aus. Wilkinson und Giamatti amüsieren sich prächtig
mit diesen beiden Westentaschennapoleons, die ihre ultrageheimen Hightech-Spione
auf die Suche nach Faltencremes und Nasensprays schicken. Im Zentrum aber stehen
natürlich Roberts und Owen, die hier zwar keine Glanzleistungen hinlegen,
aber den Champagnerkorken immer schön am Schwimmen auf der Schaumkrone
halten. Roberts kriegt zwar weiterhin keine rechte Bedrohlichkeit hinter ihre
Auftritte, und Owen spielt die Rolle des Doppelagenten mit dem kleinen linken
Finger, aber für eine kurzweilige Gaunerkomödie reicht’s allemal.
Gilroy erweitert mit Duplicity sein Portfolio
um einen elegant-leichten Caper-Film, der sein Stilgespür und sein inszenatorisches
Geschick eigentlich unterfordert: Die gediegenen Kontraste, die die Anzugträger
in ihren Marmorbüros beinahe schwarzweiß wirken lassen, und James
Newton Howards erneut pulsierende Musik, die nur kurzzeitige Ausflüge in
den Flamenco wagt, betonen eher die ernsten Untertöne einer Gesellschaft,
in der selbst Tiefkühlpizzafirmen millionenschwere Wirtschaftsspionage
betreiben.
Philosophisch nimmt das Gilroy-Universum
immer klarere Formen an: Es ist eine Welt der Spezialisierung ohne Kooperation
oder Überblick. Man ist von anderen Fachkräften abhängig, kann
ihnen aber nicht vertrauen. Für die Liebe heißt das einerseits, dass
man das ständige Misstrauen genießen und zu einer erotischen Spielart
erklären muss, um emotional funktionabel zu bleiben; und dass es andererseits
im Moment der gegenseitigen Erkenntnis, der schon immer der Grundtopos der Liebe
war, statt »Ich liebe dich« nur noch heißen kann: »Ich
liebe dich trotzdem.«
Daniel Bickermann
Dieser Text ist zuerst erschienen im: schnitt
Zu
diesem Film gibt’s im archiv der filmzentrale mehrere
Texte
Duplicity – Gemeinsame Geheimsache
Duplicity. USA 2009. R,B: Tony Gilroy. K: Robert Elswit. S: John Gilroy. M: James
125 Min. Universal ab 30.4.09
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