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Harun Farocki: Filme 1967 - 2005
Wer sich
mit einem Harun-Farocki-Film konfrontiert, sollte mit einer gewissen Praxis
des geistigen Diskurses vertraut sein, denn so etwas wie eine Einführung
in seine gesellschaftsphilosophischen Studien und Theoreme erspart der Dokumentarfilmregisseur
beharrlich seinen Filmen und deren Konsumenten - wie auch überhaupt seinen
über 100 Filmen die Wegweiser und somit auch die Zeigefinger fehlen. Statt
dessen bieten sie beharrliche und oft auch unkommentierte Beobachtungen unserer
gesellschaftlichen Wirklichkeiten, welche, wie Farocki immer wieder nachweist,
von ökonomischen Faktoren kaum mehr zu trennen sind.
Farockis
Filme zeigen (und setzen voraus), dass die im Dokumentarfilm eingefangenen Bilder
trügerisch sind, ihr Regisseur versucht, Manipulationen der Zuschauer zu
vermeiden oder er manipuliert nachvollziehbar, in der Form aber manchmal unvorhersehbar.
Gleichwohl ist er sich bewusst, dass nicht nur jeder filmische Ausschnitt der
Realität implizit manipulativ ist, sondern natürlich auch die Bilder,
die unsere (Industrie-) Gesellschaft produziert (Stilleben von1997 vergleicht die Herstellung
von Werbefotos mit niederländischer Stilleben-Malerei der Barockeit), von
Manipulationen durchsetzt sind – wenn sie nicht sogar hauptsächlich zum
Zweck der Steuerung (In Die
Schöpfer der Einkaufswelten
wird gezeigt, dass kein Schritt, den wir durch eine Einkaufsmall gehen, ein
zufälliger ist. (2001))
produziert werden.
Deshalb
kreisen seine Themen u.a. um Objekte der Waren-/Konsumwelt, um dingliche wie
um menschliche Objekte, um deren Instrumentalisierung als Gegenstände des
Marktes oder die Einübung von Selbstvermarktungsstrategien. Farocki interessiert
sich nie allein für die Sache, sondern immer auch für das, was dahinter
vermutbar ist, Text und Subtext, Ebene und Metaebene sind ihm gleich bedeutend.
Und weil er gesellschaftliche, philosophische und politische Prozesse (und ihre
Abbildungen!) nicht ohne ihren historischen Kontext ansieht, könnte man
ihn als den Foucault (Gefängnisbilder (2000)) unter
den Dokumentarfilmern bezeichnen.
Aus den
über 100 bisher veröffentlichten Kurz- und Langfilmen, die er in den
letzten 40 Jahren gedreht hat, hat nun Harun Farocki zwanzig davon für
den Filmverlag absolut
Medien
ausgewählt. Diese längst überfällige Werkauswahl erschien
am 3.7.2009 auf 5 DVDs; längst überfällig war daher auch dieser
Artikel (vom 27.9.09) ...
Aus Anlass
der Editionsveröffentlichung bringt die filmzentrale (mit
freundlicher Genehmigung von Revolver und dem
Regisseur) auch ein Interview, welches Farocki 2003 der Filmzeitschrift Revolver gegeben
hat – und das hier nachzulesen
ist.
Weitere
filmzentralentexte über Farockis Filme:
Bilder der Welt und Inschrift des Krieges (Analyse von A.J. Klemm)
Wie man sieht (Kritik von K. Kreimeier)
Zum Vergleich (Kritik von E. Knörer)
Zum Vergleich (Kritik von U. Kriest)
Texte von Harun Farocki in der filmzentrale
sowie:
Pop-Star mit Brille - über R.W. Fassbinder (H. Farocki)
DVD-BOX:
Die
Worte des Vorsitzenden
(1967)
NICHT
löschbares Feuer
(1969)
Zwischen
zwei Kriegen
(1978)
Ein
Bild
(1983)
Jean-Marie
Straub und Danièle Huillet bei der Arbeit an einem Film nach Franz Kafkas
Romanfragment »Amerika« (1983)
Schlagworte
– Schlagbilder
(1986)
Wie
man sieht
(1986)
Georg
K. Glaser – Schriftsteller und Schmied
(1988)
Bilder
der Welt und Inschrift des Krieges
(1988)
Leben
– BRD
(1990)
Arbeiter
verlassen die Fabrik
(1995)
Der
Auftritt
(1996)
Der
Ausdruck der Hände
(1997)
Stilleben (1997)
Worte
und Spiele
(1998)
Gefängnisbilder (2000)
Die
Schöpfer der Einkaufswelten
(2001)
Erkennen
und Verfolgen
(2003)
Nicht
ohne Risiko (2004)
Aufstellung (2005)
DVD-Ausstattung:
20
Filme 1967–2005
5
x DVD 9, codefree, PAL, Farbe + s/w
924
Min., Ton: Dolby Digital 1.0
Sprache:
Deutsch, teilw. Englisch
Untertitel:
teilw. Deutsch
Bonus:
Ausführliches Booklet (64 Seiten) mit Informationen
zu
den Filmen, Texten von Harun Farocki u. a. und einem
Essay
von Reiner Niehoff.
Empf.
VK EUR 69,90
Filmseite:
http://absolutmedien.de/film-1331
Website Harun Farocki Filmproduktion: www.farocki-film.de
http://www.absolutmedien.de/main.php?view=film&id=1331&list=medien&list_item=2
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