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Final
Fantasy
Am
Anfang war das Wort. Und das kommt in diesem Film so lecture-mäßig
daher, daß es eine Freude ist, jedenfalls für den, der die Originalfassung
sieht und sich an den Stimmen von Alec Baldwin, Donald Sutherland und Steve
Buscemi erfreuen will. Am Anfang der Produktionsgeschichte der »Final
Fantasy« also war das Hörspiel. Erst später wurde visualisiert,
computergeneriert, gerendert und mode geshaded. Drum hören wir die Botschaft
wohl, allein es fehlt der Glaube – ans Visuelle. Und das ist gut so. »Final
Fantasy« ist das bessere Computerspiel; bloß müssen die 33
Millionen interaktiven Serienkäufer im Kino inaktiv bleiben.
»Tomb
Raider«
hatte noch damit genervt, die Spielfigur Lara Croft durch einen dieser realen
Filmstars zu ersetzen. »Final Fantasy« verpaßt dagegen der
Computergrafik einen fotorealistischen Look beziehungsweise der Heldin Aki 60.000
einzeln bewegliche Haare auf dem Kopf. Das wird auch Frau Schröder-Köpf
gefallen, denn so wie in »Final Fantasy« muß sie aussehen,
die Frau, die die drei fernöstlichen Tugenden von Mut, Hingabe und Liebe
verkörpert.
Aki
wird die Erde erlösen: von Alien-Geistern, die böse ökologische
Schäden angerichtet haben. Ihr gelingt das, weil sie selbst von einem Geist
infiziert ist und weiß, was gesungen wird. Titelsong:
»The Dreams Within«. General
Hein hält sie folgerichtig für eine Landesverräterin; er zieht
das finale Geisterschießen vor. Da die Heldin wie immer überlebt,
haben wir ein befriedigendes Ergebnis und gleichzeitig ein ausgewogenes Nebeneinander
von Comic-Mysterienspiel und Videospielgeballere. »Final Fantasy«-Leser
wie -Nutzer werden vom Spielfilm bestens bedient. Zu Hause gibt’s das nicht,
daß der Boden vibriert, wenn im Kino die Bässe dröhnen.
Das
Gewese, das die Promotion macht, wie toll realistisch die Computergrafik-Figuren
agieren, ist im Ergebnis o.k., aber falsch begründet. Weil es zum Realistischen
stets eine hübsche und plausible Differenz gibt. Aki und die anderen bewegen
sich um eine Spur zu weich, zu verträumt, zu verzögert, wenn Sie sich
erinnern, wie es ist, wenn Sie ordentlich was geraucht haben. Paßt! Wir
haben Kontakt! Jede Bioform hat ihren Geist, sagen sowohl Film wie Mystik. Und
am Ende können auch wir glauben, hypnotisiert von Akis Fließbewegungen
und infiziert von der expliziten Audio-Botschaft. Wir sind sogar programmiert
worden, uns mit Akis futuristischer Uhr vor Ungemach schützen zu wollen.
Seiko Deutschland rät, den toll gestylten Zeitmesser (limitierte Auflage!)
im führenden Fachhandel zu kaufen. Jetzt!
Dietrich
Kuhlbrodt
Dieser
Text ist zuerst erschienen in: Konkret 08/2001
Zu
diesem Film gibt’s im archiv der filmzentrale mehrere
Texte
Final
Fantasy: Die Mächte in Dir
Japan / USA 2001 - Regie: Hironobu Sakaguchi, Motonori Sakakibara - Länge: 106 min. - Start: 23.8.2001
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