zur startseite
zum archiv
Good
Vibrations
–
Sex vom andern Stern
Ein seniles Vergnügen: Wem das Exorgan
verkümmert, läßt sich einen Vibrator implantieren, der auch
als Samenspender funktioniert. Wenn’s dann in der Hose vibriert, wird die Frau
ohnmächtig oder geil, und die Herren hauen sich auf den Schenkel. Wollte
sie doch, daß ich eine »Liebestüte« (Filmdialog) draufzieh!
Und die ist explodiert!! Die Glühbirne zerplatzt!!! Und eine Scherbe jagt
ihr ins Auge!!!! Sie muß ins Krankenhaus!!!!! Unsere Sexveteranen kriegen
sich nicht mehr ein. Titten in Phoenix, Arizona. Titten, daß das die Polizei
erlaubt?! Wenn eine keine hat, ist sie Lesbe und bei den Anonymen Alkoholikern.
Wie in »Good Vibrations« die
Sau rausgelassen wird, sehen wir in prima professionellen Bildern von zwei hochberühmten
Berlinern. Regisseur Mike Nichols (»Wolf – Das Tier im Manne«) war
Ende der dreißiger Jahre emigriert. Fassbinder-Kameramann Michael Ballhaus
(»Bram
Stokers’s Dracula«)
übersiedelte vor zwanzig Jahren nach Hollywood. Die Versuche, den verbalerotischen
Bemühungen eine gediegene Bühne zu geben, scheitern. Es fehlt an bühnenreifen
Dialogen.
Die deutsche Synchronisation hat erkannt,
was mit den Schweinigeltexten los ist. Sie setzt gnadenlos auf lautes Aufsagen
der Anzüglichkeiten; genau das wäre der penetrante Tonfall des Moderators,
der frontal in die Kamera spricht. Aber, um es gleich zu sagen, wir haben es
nicht mit einem Harald Schmidt zu tun. Garry Shandling hat sich die Anmachzoten
selbst geschrieben; er ist in »Good Vibrations« für das Drehbuch
und für die Hauptrolle verantwortlich. In den USA machte er als Show-Master
Quote (»It’s Garry Shandling’s Show«).
Brüll! Wieher! Die Kehrseite des
prüden Amerika ist bekanntlich, daß verbal erlaubt ist, was im Bild
nicht gezeigt wird. Aber macht man das ungestraft, sexistisch und frauenverachtend
rumzurüpeln? – Das Spiel ist zwiefach abgesichert: 1. ist Garry Shandling
vom andern Stern und daher als Ausländer (Alien) entschuldigt; 2. weiß
der Mann von der galaktischen Ethnie, wie das bei uns auf Erden mit der salvatorischen
Klausel geht. Im Lauf des Films konzentriert er daher seine Vibrationen auf
a) Annette Bening, b) Kleinfamilie, c) Kinderaufzucht.
Applaus! Das ist vibrierend katholischer
Sex und frauenachtend dazu. Regisseur Nichols erläutert die Botschaft des
Films wie folgt: »Nach all den Veränderungen durch Feminismus und
ähnliche Entwicklungen: nichts hat sich geändert zwischen Mann und
Frau. Letztendlich findet man in der Familie und nur in der Familie Glück.« – Ja, damit ist alles verbale und szenische Rumgesaue
abgesegnet. Ein Oberschlauer, dieser Vibrator-Autor, dieser Shandling.
Dietrich
Kuhlbrodt
Dieser Text ist zuerst erschienen
in: Konkret
Good
Vibrations - Sex vom andern Stern
GOOD
VIBRATIONS - WHAT PLANET ARE YOU FROM?
USA
- 2000 - 105 min. - Verleih: Columbia TriStar - Produktionsfirma: Brad Grey/Bernie
Brillstein Prod. Produktion:
Mike Nichols, Garry Shandling, Neil Machlis
Regie:
Mike Nichols
Buch:
Garry Shandling, Michael Leeson, Ed Solomon, Peter Tolan
Kamera:
Michael Ballhaus
Musik:
Carter Burwell
Schnitt:
Richard Marks
Darsteller:
Garry
Shandling (H1449-6/Harold Anderson)
Annette
Bening (Susan)
John
Goodman (Roland Jones)
Greg
Kinnear (Perry Gordon)
Ben
Kingsley (Graydon)
Linda
Fiorentino (Helen Gordon)
zur startseite
zum archiv