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House
Bunny
Tolle Geschichte! Hat man erst einmal
einige Zeit in der legendären „Playboy Mansion“ an der Seite Hugh Hefners
gelebt, ist man nicht nur so „gebrainwashed“, dass man dem erstbesten Highway-Polizisten
beim Alkoholtest gleich einen Blow Job anbietet, sondern hat auch allerlei Lebensweisheiten
internalisiert, etwa: „Die Augen sind die Nippel vom Gesicht!“, oder: „Jungs
wollen, was andere Jungs wollen!“ Am liebsten wollen Jungs Mädchen, die
auch von anderen Jungs gewollt werden, aber allen Jungs gemeinsam ist, dass
sie ihre Mädchen nicht allzu klug wollen. Shelley hat ihre Lektionen jedenfalls
gelernt; Sie ist quasi das idealtypische Produkt der alten Hefner-Schule – ein
atemberaubend einfältiger Bimbo in blond und pink, dessen Horizont nicht
weiter als bis zum nächsten Fototermin reicht. Durch eine böse Intrige
wird Shelley allerdings des Anwesens verwiesen – und muss wider Willen hinaus
ins feindliche Leben. Orientierungslos sucht sie draußen nach Signalen,
die ein vertrautes Milieu erahnen lassen, was sie dann ausgerechnet auf einen
Universitätscampus führt, wo nach alter Väter Sitte Rivalitäten
zwischen Studenten-Verbindungen toben: Hier die attraktiven und verwöhnten
Töchter aus reichem Hause, dort die marginalisierten Außenseiterinnen
mit ihrer Brille tragenden Hässlichkeit, ihren Psycho-Macken und ihrem
feministischen Selbstverständnis. Denen, denkt sich Shelley, gehört
geholfen. In der Folge gelingt es ihr mit den Mitteln der „Playboy Mansion“,
gegen alle Wahrscheinlichkeit als Verbindungsmutter aus den grauen Mäuschen
der Alpha-Zeta-Verbindung eine „selbstbewusste“ Rotte williger Bunnies zu kreieren.
Das ist zwar nicht sehr komisch, aber
immerhin zum Kringeln reaktionär, weil der Film sich nicht recht entscheiden
mag, auf welcher Ebene er seine pragmatische Kritik des Feminismus verankern
möchte. In der bornierten Campus-Öffentlichkeit sind die beschädigten
Mädchen der Alpha-Zeta-Verbindung fast schon „invisible“; erst ihre Verkleidung
zum Sexobjekt ruft die männlichen Studenten auf den Plan. Für die
Mädchen lautet die Parole: Du musst Avril Lavigne werden! Punk im Herzen,
aber ohne Scheu, „deren Spiel“ zu spielen, und zwar so perfekt, dass man den
Dissenz nicht einmal mehr ahnt. Die Zurichtung der Öffentlichkeit gemäß
den Gesetzen der Pornografie stößt zumindest in diesem College auf
keinerlei Widerstand, im Gegenteil: die Nachwuchssorgen der Alpha-Zeta-Verbindung
lösen sich schnell. Shelleys Pläne gehen auf, sie ist beliebt wie
einst bei Großväterchen Hugh und darf sogar in der Tradition von
James Stewart eine große Rede über Freundschaft, Glück und Familienwerte
halten. Lange versagt bleibt ihr allerdings das kleine, private Glück,
weil ihre stumpfen Selbstdarstellungsstrategien bei ihrem Prinzen auf taube
Ohren stoßen. Der könnte sich nämlich durchaus vorstellen, vor
dem Beischlaf ein wenig zu plaudern – schlechte Karten für Shelley, die
nun ihrerseits die Defizite ihrer „Playboy“-Sozialisation zu spüren bekommt.
Mittlerweile ist allerdings die Intrige am Hofe Hefners, der sich selbst sehr
relaxed und selbstironisch inszeniert, aufgeflogen, sodass sich sämtliche
Konflikte in Luft auflösen und „House Bunny“ in der Tradition der Empfindsamkeit
für ein gesundes, aber ziemlich lauwarmes Verhältnis von Ratio und
Sinnlichkeit plädiert. Was zu keinem Zeitpunkt dieses Films anders zu erwarten
war.
Ulrich Kriest
Dieser Text ist zuerst erschienen
in: film-Dienst
Zu diesem
Film gibt’s im archiv der filmzentrale mehrere Texte
House
Bunny
USA
2008 - Originaltitel: The House Bunny - Regie: Fred Wolf - Darsteller: Anna
Faris, Emma Stone, Kat Dennings, Katherine McPhee, Colin Hanks, Beverly D'Angelo,
Lauren Hill, Rumer Willis, Kiely Williams, Dana Goodman - FSK: ab 6 - Länge:
97 min. - Start: 9.10.2008
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