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Illuminati
Katholische
Schauwerte
Armin Mueller-Stahl macht sein Armin-Mueller-Stahl-Gesicht,
diesmal als Kardinal. Spaß macht die Verfilmung der "Illuminati"
dennoch dem, der die Pracht des Vatikans liebt.
Sie stehen herum und sagen ihre Sätze
auf. Über weite Strecken agieren die Schauspieler geradezu wie in einem
Anti-Method-Acting-Stil. Im Grunde ist es sogar ziemlich cool, wie viel schauspielerisches
Potenzial hier ungenutzt bleibt. Neben Tom Hanks agieren immerhin verlässliche
Größen wie Ewan McGregor und Stellan Skarsgard, und Armin Mueller-Stahl
macht diesmal in prächtigem Kardinalsornat sein berühmtes Armin-Mueller-Stahl-Gesicht.
Viel mehr als abwechselnd bedeutend und gehetzt gucken, brauchen sie alle nicht.
Nur zwei Einstellungen kennt diese Fortsetzung des Verschwörungstheorie-Thrillers
"Da Vinci Code": statische Großaufnahmen, für die sich
die Schauspieler stets gut in Positur stellen; und rasende Fahrten, in denen
die entfesselte Kamera im Affenzahn an allen Details vorbeirast. Bombastkino,
klar.
Man kann an dieser wieder vom Regisseur
Ron Howard eingerichteten Dan-Brown-Verfilmung um den Harvard-Professor Robert
Langdon dennoch seinen Spaß haben. Wie ein sich in die echt teure Liga
verlaufenes B-Movie wirkt dieser Film. Die Kamera rast nicht nur an den Schauspielern
vorbei, sondern auch an ziemlich tollen Schauwerten. Weidlich als Schauplätze
ausgebeutet werden die prächtigen Säle und Gänge des päpstlichen
Palastes im Vatikan. In der Sixtinischen Kapelle nehmen wir als Zuschauer teil
an einer Papstwahl. An malerischen Brunnen, berühmten Kirchen und dem Petersplatz
vorbei geht die rasende Jagd der Kamera. Vorgeführt wird alles, was der
Katholizismus hergibt.
Und als Bonus gibt es noch geheimnisumwobene
Orte: die geheimen Archive des Vatikans, die Diensträume der Schweizergarde
und, ganz am Anfang, die Teilchenbeschleunigungsanlage von CERN. Letzterer Ort
hat damit zu tun, den Konflikt zwischen Glauben und Wissen zu etablieren, der,
wie in den Dialogen immer wieder behauptet wird, die handlungsführenden
Figuren motivieren soll. Die Bilder rasen dann aber auch an solchen Behauptungen
vorbei.
Selbstverständlich hat es im Vorfeld
wieder PR-trächtige Diskussionen darüber gegeben, ob dieser Film den
Glauben veralbert. Interessant ist beim Sehen etwas anderes: Dieser Film glaubt
stellenweise immerhin an die Gesetze des Actionkinos. "Illuminati"
ist nicht so symbolistisch aufgeladen wie der "Da Vinci Code". Während
der erste Teil so etwas war wie ein Puzzlespiel, in dem sich ein raunend beschworenes
Geheimnis allzu langsam zusammensetzt, setzt dieser zweite Teil vor allem auf
Geschwindigkeit; im Grunde ist er nichts anderes als eine mit viel Produktionsmitteln
aufgeblasene Schnitzeljagd quer durch Rom.
Solange die Handlung mit Blaulicht vom
Pantheon zum Petersdom hetzt und dann weiter zu Piazza Navona und Engelsburg,
ist alles gut. Wenigstens was los! Absehbar bleibt alles leider dennoch. Schon
die Schauplätze hätte man ja auch vorher aus einem beliebigen Touristenführer
bestimmen können, ohne sich wie Tom Hanks als Professor Langdon den nächsten
Ort immer umständlich aus Religions- und Kunstgeschichte zurechtkombinieren
zu müssen. Nur für das Kolosseum scheint das Team keine Drehgenehmigung
bekommen zu haben.
Dirk Knipphals
Dieser Text ist zuerst erschienen
in der: taz
Illuminati
USA
2008 - Originaltitel: Angels & Demons - Regie: Ron Howard - Darsteller:
Tom Hanks, Ayelet Zurer, Ewan McGregor, Stellan Skarsgård, David Pasquesi,
Cosimo Fusco, Allen Dula, Kristof Konrad, Armin Mueller-Stahl - FSK: ab 12 -
Länge: 138 min. - Start: 13.5.2009
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