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I
Love You, Beth Cooper
Regisseur
Chris Columbus zeigt in "I Love You, Beth Cooper" nach seinen Harry-Potter-Ausflügen,
was er als Komödienregisseur kann: nämlich gar nichts.
Eine
komplett vergurkte Veranstaltung ist Chris Columbus' High-School-Komödie
"I Love You, Beth Cooper". Der Titel ist gut, die ersten fünf
Minuten sind's auch, den Rest hüllte man eigentlich besser in betretenes
Schweigen. Prämisse, sehr schön: In seiner High-School-Abschlussrede
fasst sich der reichlich nerdige Denis Cooverman (Paul Rust) ein Herz und sagt
allen das, was er ihnen schon immer mal sagen wollte. Seinem Freund, dass er
schwul, der schlimmsten Zicke, dass sie die schlimmste Zicke ist. Und der hübschen
Blondine Beth Cooper (Hayden Panettiere), dass er sie seit der siebten Klasse
schon liebt, wenn auch sitzordnungshalber "von hinten".
Daraus
aber, aus diesem sehr schönen, nämlich sehr schön peinlichen
Beginn lässt der Film mehr als neunzig Minuten lang eigentlich gar nichts
folgen. Was erstaunlich ist, denn der ehemalige "Simpsons" und "Beavis
und Butthead"-Schreiber Larry Doyle hat hier das Drehbuch nach seinem von
vielen geschätzten gleichnamigen Erstlingsroman verfasst. In der Verfilmung
aber stimmt hinten und vorne nichts. Was ein wenig daran liegen könnte,
dass Doyle zu subtil ist für einen Regisseur wie Chris Columbus ("Harry
Potter" 1 &
2), der seine Filme stets mit der Axt inszeniert. Auf grobe Pointen nämlich
will die Geschichte gar nicht hinaus. Sie erzählt von eher undramatischen
Annäherungs- und Abstoßungsbewegungen zwischen dem Nerd Denis und
der schönen Beth, und er erzählt davon, wie sich diese Bewegung dadurch
kompliziert, dass ihre Freundinnen und Freunde auf je unterschiedliche Weise,
teils sehr brutal zwischen die beiden funken.
Columbus
jedoch inszeniert buchstäblich jede einzelne Szene in grotesk überzogener
Sitcom-Manier und schlägt die schwächlichen Witze, wenn sie umzingelt
sind, mit plattem Musikeinsatz endgültig tot. Nicht auf die emotionale
Nuancierung der Töne, die die beiden füreinander in teils heilloser
Lage haben, suchen und finden, legt die Regie wert. Sondern auf Prügeleien
und Zoten und Krach und Grimassen. Die unschönen Seiten des Drehbuchs werden
denn auch ganz besonders betont: Etwa die Verachtung, die einer früheren
Flamme von Denis gilt, die etwas weniger attraktiv ist als Beth. Was die wiederum
an einem Trottel wie Denis findet, erschließt sich je länger der
Film dauert, desto weniger.
Im
Grund ist ein Film wie "I Love You, Beth Cooper", das muss man auch
einmal sagen, unrezensierbar: Er hat mit keiner Wirklichkeit etwas zu tun, ist
einfach abgrundtief schlecht und noch aus der Unfähigkeit seines Regisseurs
folgt nichts. Bestenfalls zu einer irgendwann vielleicht einmal zu verfassenden
Poetologie des katastrophalen Scheiterns liefert dieser Film in der Rubrik "uninteressant
Misslungenes" Anschauungsmaterial.
Ekkehard
Knörer
Dieser
Text ist zuerst erschienen am 28.10.2009 in: www.perlentaucher.de
I
Love You, Beth Cooper
USA 2009 - Regie: Chris Columbus - Darsteller: Hayden Panettiere, Paul Rust, Jack T. Carpenter, Lauren London, Lauren Storm, Shawn Roberts, Jared Keeso, Brendan Penny, Marie Avgeropoulos, Joshua Emerson - FSK: ab 12 - Länge: 102 min. - Start: 29.10.2009
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