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Der
Ja-Sager
Jasagen
auf Koreanisch
Jim Carrey lernt zu seinem Glück
in "Der Ja-Sager", was ihm der Titel befiehlt: Ja und Amen zu allem
- aber so richtig.
Carl Allen (Jim Carrey) ist ein Sachbearbeiter
bei der Bank, sagt zu den meisten Kreditwünschen "Nein" und ist
insgesamt nicht der lebensbejahend-charismatische Typ. Er ist müde an Knochen
und Gliedern, meidet die Mitwelt und leidet an Selbstmitleid. Nach drei Jahren
ist er immer noch nicht über die Trennung von seiner Frau hinweg. Sein
Privatleben besteht im wesentlichen aus dem
Abwimmeln von wohlmeinenden Freunden und dem Konsum der Filme, die er in seiner
Lieblingsvideothek ersteht. Dass dabei sogar masturbativer Tätigkeit aus
psychologischen Gründen enge Grenzen gesetzt sind, erfahren wir später.
Nicht sehr tief in ihm schlummert, wie
man sich denken kann, der Rilkesche Imperativ: "Du musst dein Leben ändern."
Der Zufall einer Begegnung will es, dass eines zum anderen führt und Carl
Allen dann in einer auf den ersten Blick sehr unangenehmen Veranstaltung sitzt.
Ein Guru, den Terence Stamp mit Gusto spielt, indoktriniert da zu ihrem eigenen
Glück seine Schäfchen. Die Formel, die er zur Verbesserung ihrer Leben
gefunden hat, ist von jener Simplizität, die in solchen Dingen den größten
Erfolg verspricht. Sie lautet: "Sag ja." ("Ja ist das neue Nein!")
Wir erinnern uns an den Jim-Carrey-Film "Liar Liar", in dem der Held
als Anwalt einen Tag lang nicht lügen darf. Aber, wie der indische Regisseur
Priyadarshan zu sagen pflegt, wenn er ohne Credit-Nennung wieder mal einen Malayalam-Film
in wörtlicher Übersetzung in Hindi nachgedreht hat: Ist ohnehin alles
Plagiat heute.
Also: "Sag ja!" Und zwar: zu
allem. Schluss mit dem "Nein" zu Kreditwunsch und Bettlern. Positiver
Blick stattdessen aufs Leben, Ja und Amen zu den Fährnissen, die es, wenn
man nur dafür offen ist, so bereit hält.
Carl Allen also sagt Ja und Wieder Ja: zum Gitarrespielen und zum Koreanischlernen,
es wird, soviel ist sicher, noch für etwas gut sein. Zu einem Obdachlosen,
der gerne irgendwohin gefahren werden will und dann auch noch - eher verschämt
erst, dann aber, als er den Braten riecht, durchaus unverschämt - Carl
Allens Geld. Allen gibt alles und fühlt sich befreit. Und natürlich
will ihm das Schicksal, von Drehbuch und Jasager-Guru
bezirzt, im Grunde nichts Böses. (Es gibt Zwischenepisoden wie die mit
der nicht mehr jungen Nachbarin; da ist der Film dann mal kurz jenseits von
Gut und Böse.) Aber im wesentlichen, im großen
und ganzen, will das Schicksal seinem Schäfchen Carl Allen sogar etwas
ganz ausgesprochen Gutes, nämlich die wunderbare Zooey Deschanel.
Sie hat, als man einander an der Tankstelle
begegnet (Fortsetzung der Obdachlosen-Transport-Geschichte), einen Helm für
Carl Allen mit freundlichen Kulleraugen darauf. Er kommt auf den Sozius-Sitz
und die Geschichte nimmt, über einen Stock hier und einen Stein da, ganz
den erwartbaren Verlauf. Man wird einwenden dürfen, dass "Der Ja-Sager"
das Rad und auch die Hollywood-Komödie mit romantischem Einschlag keineswegs
neu erfindet. Nur kommt man mit diesem Einwand nicht sonderlich weit. Weil die
Sympathiewerte für die ganze Veranstaltung beachtliche Pegelstände
erreichen - und zwar dank Peyton Reeds eher mit Understatement arbeitender Regie,
dank Zooey Deschanels hinreißendem Charme und auch dank Carreys auf die
von ihm einst gewohnten Gesichts-Manierismen eher verzichtendem Spiel.
Die Komik ist mal fein absurd (Jogging-Fotografie!),
mal grotesk (Obdachloser kopfüber in den Busch), mal grob (Carrey stürzt
im Lokal), aber sie ist in jedem der Modi oft wirklich komisch. Die Harmlosigkeit,
die man dem Film vorwerfen kann, ist - sag ja! - halt sein Programm. Und dass
er einem den Jasage-Optimismus-Zinnober allzu aufdringlich selbst nahezubringen
versucht, stimmt eher nicht. Von der etwas differenzierteren Moral, auf die
alles hinausläuft, sogar abgesehen: War einfach eine hübsche Plot-Idee,
und Profis wie Reed, Carrey, Deschanel und Nicholas Stoller, Jarrad Paul sowie
Andrew Mogel (Drehbuch) wissen, wie man aus der Romanvorlage von Danny Wallace
eine überdurchschnittlich nette Hollywoodkomödie macht.
Ekkehard Knörer
Dieser Text ist zuerst erschienen
im: Perlentaucher
Der
Ja-Sager
USA
2008 - Originaltitel: Yes Man - Regie: Peyton Reed - Darsteller: Jim Carrey,
Zooey Deschanel, Bradley Cooper, Rhys Darby, John Michael Higgins, Terence Stamp,
Danny Masterson, Sasha Alexander – Start: 19.02.2009
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