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Kurzer
Prozess
Endlich, endlich sind Robert de Niro
und Al Pacino wieder gemeinsam in einem Film zu sehen. Als langjährig befreundete
New Yorker Cops sind sie einem Serienmörder auf der Spur, dessen Taten
sie nicht einmal besonders verwerflich finden.
Wieder einmal ist in Manhattan ein Serienmörder
unterwegs, nur hat er es diesmal auf Menschen abgesehen, die eines schweren
Verbrechens zwar unzweifelhaft schuldig sind, aber dennoch durch die Maschen
des Gesetzes schlüpfen konnten. Es verwundert also vielleicht nicht, dass
die beiden altgedienten Cops Turk (Robert de Niro) und Rooster (Al Pacino) dem
Täter einige Sympathien entgegenbringen. Rasch stellt sich aber dann heraus,
dass der Täter sehr wohl ein Polizist sein könnte, der noch dazu seine
Opfer gekannt haben muss – und so rücken die beiden Beamten selbst ins
Zentrum der Ermittlungen.
Lange haben die Fans von Robert de Niro
und Al Pacino darauf gewartet, die beiden vereint zu sehen. Bislang waren sie
nur in Francis Ford Coppolas Der
Pate 2 (The Godfather: Part II) und in Michael Manns Heat (1995) gemeinsam gecastet. In letzterem
als Antagonisten, die sich nur allzu ähnlich sind. Die Beziehung zwischen
ihren Figuren kulminierte in diesem Film in einer gemeinsamen Szene, kurz vor
Schluss. Ein intensives Stück Kino ist diese Begegnung in einem Diner,
und natürlich ist sie viel zu kurz.
Nun teilen sich de Niro und Pacino in
Kurzer Prozess (Righteous
Kill) endlich durchgängig
gemeinsam die Bühne – und leider muss die Beschreibung dieses Streifens
mit den Worten „Wieder einmal“ einsetzen. Denn gäbe es die beiden Stars
nicht, so wäre Kurzer
Prozess ein allenfalls
mittelmäßiger und letztlich formelhafter Polizeifilm ohne Überraschungen,
für den es wohl noch als originell zu gelten hat, dass die in dem Fall
zuständige Pathologin zugleich Turks Freundin ist und es beim Sex gerne
etwas gewalttätiger hat – womit eine ansonsten interessant angelegte Rolle
ebenso verbraten wird wie die Schauspielerin dahinter, Carla Gugino.
Das alles ist nur zum Teil der einfallslosen
Inszenierung von Jon Avnet anzulasten, dessen vorheriger Film, 88
Minuten (88
Minutes, 2007) in einigen
Kritiken als der schlechteste Film durchfiel, den Al Pacino – auch hier Avnets
Hauptdarsteller – je gemacht habe. Viel schwerer als inszenatorische Mängel
wiegen jedoch jene des Drehbuchs, und das muss wirklich überraschen, stammt
es doch von Russell Gewirtz, der auch das Buch für Spike Lees fulminanten
und überraschungsreichen Inside
Man (2006) verfasst
hatte.
Schon die zu Beginn des Films vorgestellte
Prämisse funktioniert nicht: Da sieht man Turk in eine Videokamera den
Anfang eines Geständnisses sprechen – aber es ist nur allzu offensichtlich,
dass der Film damit eine falsche Spur legen will. Turk kann also eigentlich
der Täter nicht gewesen sein, und weil das die Verdächtigenzahl schon
reduziert, werden nur unaufmerksame Zuschauer den Film wirklich als Thriller
oder wenigstens Whodunnit genießen können.
Seine Vorzüge aber entfaltet der
Film immer genau dann, wenn er de Niro und Pacino ein wenig Freiraum lässt,
um ihre beiden Figuren – Partner seit Jahrzehnten – interagieren zu lassen.
Beide Schauspieler, die selbst schon seit Jahrzehnten immer wieder solche Cops
gespielt haben und nicht nur Archetypen des Genres geschaffen haben, sondern
deshalb immer schon drohen, wie Karikaturen ihrer eigenen Darbietungen zu wirken,
füllen ihre Figuren mit kleinen Gesten und Momenten. Da ist nichts erstarrt
und formelhaft.
Kurzer Prozess
gibt dem zwar Raum, aber keinen Rahmen. Zuletzt wirkt die hinter der oberflächlichen
Handlung verborgene Geschichte von persönlicher Enttäuschung, Werten
und Ehre selbst im zauberhaften Spiel der beiden Granden reichlich aufgesetzt
und schal.
Rochus Wolff
Dieser Text ist zuerst erschienen
bei www.critic.de
Kurzer
Prozess
(Righteous
Kill)
USA
2008
101
Minuten
Regie:
Jon Avnet
Drehbuch:
Russell Gewirtz
Produktion:
Rob Cowan, Avi Lerner, Randall Emmett, Jon Avnet, Lati Grobman
Kamera:
Denis Lenoir
Musik:
Ed Shearmur
Schnitt:
Paul Hirsch
Darsteller:
Robert De Niro, Al Pacino, Curtis „50 Cent“ Jackson, Carla Gugino, John Leguizamo
Kinostart
(D): 01.01.2009
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