zur startseite
zum archiv
Das
Mädchen aus Monaco
Wenn ältere Herren im Film jungen
Damen verfallen, geht das meist für beide nicht gut aus. Anne Fontaines
moralisch eingefärbte Tragikomödie tarnt sich allerdings zunächst
mit großer Lockerheit.
Staranwalt Bertrand Beauvois (Fabrice
Luchini) kommt nach Monaco, um eine ältere Dame zu verteidigen, die ihren
jungen russischen Liebhaber umgebracht haben soll. Um ihn gegen die tatsächlich
oder vermeintlich mit der Russenmafia verbandelten Verwandten des Toten zu schützen,
bekommt er einen Leibwächter zur Seite gestellt. Christophe (Roschdy Zem)
stammt aus Monaco und ist, ganz im Gegensatz zum eloquenten Bertrand, kein Mann
vieler Worte.
In einem Fernsehstudio lernt Bertrand
die schöne Audrey (Louise Bourgoin) kennen, die dort ihr Geld mit den Ansagen
zum Wetterbericht verdient. Mit Christophe hatte sie, das wird bald deutlich,
wohl einmal ein Verhältnis, aber jetzt interessiert sie sich sehr für
den Anwalt, der ihr Ticket nach Paris und in die High Society sein soll. Bertrand
verfällt den Verführungskünsten der jungen Frau rasch, für
seine Arbeit vor Gericht bleibt das aber auch nicht ohne Folgen.
Natürlich spiegelt sich in der Entwicklung
der Geschichte stets der Gerichtsprozess, der im Hintergrund weiterläuft,
ohne dass er je besondere Bedeutung bekäme. Regisseurin Anne Fontaine,
deren anschließend gedrehter Film Coco
Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft
(Coco avant Chanel, 2009) ebenfalls bald in die deutschen
Kinos kommt, hat für Das
Mädchen aus Monaco
(La fille de Monaco) auch sonst viele erwart- und vorhersehbare
Plotpoints und Erzählstrukturen zum Einsatz gebracht; das funktioniert
so lange ganz gut, wie der Film allein als unambitionierte Sommerkomödie
daherkommt.
In diesem Teil nähern sich die beiden
gegensätzlichen Männer einander zwischen Eifersucht, Pflichterfüllung
und gegenseitigem Respekt an; Luchini und Zem geben ihren Figuren sehr zurückhaltend
Konturen, die spüren lassen, wie unterschiedlich sie nicht nur in ihrer
Herkunft, sondern auch in ihren Charakteren sind. Ihre Freundschaft gelingt
im Rahmen der Handlungslogik primär über die Auseinandersetzung mit
der außenstehenden Dritten.
Die Figur der Audrey führt der Film
als etwas schlicht, wenn auch auf ihren sozialen Aufstieg äußerst
bedacht ein. Dass er sie im letzten Drittel
nahezu als Femme fatale verstanden wissen will, ist die große Schwäche
von Das Mädchen aus Monaco. Denn letztlich erzählt er nur die
allzu bekannte Geschichte davon, wie ein alter Mann einer jungen Frau verfällt
und dabei in eine ihm fremde Welt und mehr und mehr zum Tolpatsch gerät.
Das Mädchen aus Monaco gerät auf diesem Wege jedoch zu einem
seltsamen Zwitter, als sich die ursprünglich leichtfüßige Handlung
abrupt ins Tragische wendet, ohne dass dieser Umschwung sich aus dem Geschehen
zwingend ergibt. Audrey wird dann ohne viel Federlesens entsorgt, was dem Zuschauer
noch als moralische Handlung untergejubelt werden soll; da schimmert mehr als
nur ein Hauch Frauenfeindlichkeit durch die Oberfläche der Komödie.
Rochus Wolff
Dieser Text ist zuerst erschienen
in: www.critic.de
Das
Mädchen aus Monaco
Frankreich 2008 - Originaltitel: La fille de Monaco - Regie: Anne Fontaine - Darsteller: Fabrice Luchini, Roschdy Zem, Louise Bourgoin, Stéphane Audran, Gilles Cohen, Alexandre Steiger, Philippe Duclos, Jeanne Balibar - FSK: ab 12 - Länge: 94 min. - Start: 2.7.2009
zur startseite
zum archiv