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Prinzessinnenbad
Bettina Blümner erkundet in "Prinzessinnenbad",
was es heißt, heute in Kreuzberg 15 Jahre alt zu sein
Drei Mädchen, drei junge Frauen,
porträtiert Bettina Blümners Dokumentarfilm "Prinzessinnenbad".
Sie sind fünfzehn, sie leben rund ums Kottbusser Tor in Berlin, sie sind
eng befreundet und sie sind ziemlich verschieden: Klara, Tanutscha und Mina.
Bettina Blümner hat sie, über ein Jahr hinweg, mit der Kamera begleitet
auf ihren Wegen zwischen dem titelgebenden Prinzenbad, der Schule, den Eltern-
bzw. Vater- und Mutterhäusern.
Die drei nehmen kein Blatt vor den Mund.
Eine findet türkische Jungs geil und deutsche scheiße. Am Telefon
im Gespräch mit durchs "Chathouse" vermittelten Fremden erweist
sich Tanutscha als alles andere als auf den Mund gefallen, aber es ist nur ein
Spiel. Am Ende wird nach einer beiden Seiten
offenbar Freude machenden Beschimpfungssuada einfach aufgelegt. Mina, die Sensible
unter den drei Mädchen, hat die Liebe ihres Lebens gefunden, jedenfalls
scheint es ihr so, den zwanzigjährigen George, der aber für ein Jahr
nach Brasilien will und danach vielleicht Meeresbiologie studieren. Auch Mina
will zur Uni gehen, Klara dagegen hat überhaupt keine Lust auf Lernen oder
Beruf und auch nicht auf Bowling. Sie geht zur Schwänzerschule, ist selbstbewusst
und macht, was sie will, ob nun legal oder nicht. Zukunftsaussichten hat sie
keine, unverblümt bekennt sie, danach befragt: "Eigentlich gibt es
nichts, das mir Spaß macht." Zwei Regeln hat ihre Mutter aufgestellt:
Kein Heroin und nicht schwanger werden. Da bleibt viel Spielraum für Abweichungen
vom Tugendpfad.
Regisseurin Bettina Blümner hat die
drei Mädchen lange begleitet; sie ist, daran kann, hört man sie vor
der Kamera sprechen, nicht gezweifelt werden, zur Vertrauten geworden. Und sie
missbraucht dieses Vertrauen nicht. Sie bleibt nah dran, protokolliert die Tonfälle,
Gesten, sprachlichen Eigenheiten, sie ist ganz aufmerksam auf Gesichter und
Körper und beobachtet liebevoll und ohne Kommentar, wie die Mädchen
sich durch die Straßen der Großstadt bewegen, die ihnen Zuhause
und Heimat sind. Und je genauer der Film seinen Protagonistinnen dabei zuschaut,
desto unentwirrbarer verschränkt er das, was an ihnen Signatur der Gegenwart
ist, mit dem individuellen Eigensinn dreier Teenager-Persönlichkeiten,
desto überzeugender wird er zur Dokumentation dessen, was es heißt,
fünfzehnjährig zu sein: als junge Frau, heute und an diesem Ort.
Ekkehard Knörer
Dieser Text ist zuerst erschienen
am 30.05.2007 in: www.perlentaucher.de
Prinzessinnenbad
Deutschland
2007 - Regie: Bettina Blümner - Mitwirkende: Klara, Mina, Tanutscha - Prädikat:
besonders wertvoll - FSK: ab 12 - Länge: 92 min. - Start: 31.5.2007
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