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RocknRolla
Guy Ritchie versucht sich in "RocknRolla"
an der Neuauflage von Altbewährtem.
Die Zutaten: Der dicke alte Geldhai, der
die Immobiliengeschäfte in London lenkt. Skrupellos, versteht sich. Auf
eine Weise, dass er am Ende den Reibach macht und seine Kunden einmal, wenn
nicht zweimal aufs Kreuz gelegt sind. Dann die beiden Kleinganoven, die auf
ihn hereingefallen sind. Und ihm jetzt empfindlich was schulden. Und der russische
Investor, der in London Großes bauen will. Der Rat und Tat sucht bei dem
Geldhai und dafür immens Geld zu lassen in Aussicht stellt. Und hier dessen
Steuerberaterin. Die den Deal unter der Hand in den Büchern frisieren soll.
Die den Transfer den Kleinganoven steckt. Die die Kohle abgreifen. Um ihre Schulden
zu begleichen mit dem Geld, das der Hai sowieso kriegen soll. Was der nicht
weiß. Mit hineingemengt: Ein Gemälde aus den Kunstbeständen
des Russen. Ein Glücksbringer, den er leihweise dem Hai überlässt
- als Zeichen guten Willens. Wird geklaut, wird MacGuffin. Geklaut vom Sohn
des Hais: Ein wirr philosophierender Rock'n'Roll-Junkie. Der Kohle auch nicht
wenig nötig hat.
Guy Ritchie wurde mal als britischer Tarantino
gehandelt ("Bube,
Dame, König, Gras",
"Snatch"). Dann kam Madonna als Ehefrau
und mit ihr in der Hauptrolle ein bizarr missratener Remake-Flop von Lina Wertmüllers
"Swept
Away". Sein folgender
Film, "Revolver", landete hierzulande kaum beachtet ohne Kinoumweg
direkt in den Videotheken. Karriereknick. Ein Hit also ist dringend nötig
und Ritchie geht mit "Rocknrolla" kein Risiko ein. Der ist in seiner
Manier noch bis ins Detail so ist wie seine ersten beiden Hits: Coole Sprüche,
alte Rockmusik, mauschelige Kneipen, schlechte Zähne, derbes Cockney -
die Ästhetik des lads, einstmals new
British cool, wird verkauft
als noch immer new cool oder vielleicht schon wieder new cool.
Ist aber vor allem alte Socke. Prätentiös in seiner Zusammensetzung,
anmaßend in seiner Originalitätsbehauptung, abgestanden in seinen
Zutaten und überhaupt ziemlich von gestern.
Thomas Groh
Dieser Text ist zuerst erschienen am 16.03.2009 in: www.perlentaucher.de
RocknRolla
Großbritannien
2008 - Regie: Guy Ritchie - Darsteller: Gerard Butler, Tom Wilkinson, Thandie
Newton, Mark Strong, Idris Elba, Tom Hardy, Toby Kebbell, Jeremy Piven, Chris
Bridges, Jimi Mistry - Prädikat: besonders wertvoll - FSK: ab 16 - Länge:
114 min. - Start: 19.3.2009
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