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Stepfather
Sony
hat es für nötig erachtet, ein Remake des Horror-Halbklassikers "The
Stepfather" zu produzieren.
Zu
Tode gelangweilt. In einem Horrorfilm! Noch dazu dem Remake eines Semiklassikers,
wie Joseph Rubens "The Stepfather" aus dem Jahr 1987 einer ist. Das
Drehbuch zum Original stammte vom exzellenten Kriminalautor Donald Westlake,
was man auch merkte. Die Geschichte ist simpel und bedient schön infam
die Angst vor dem Feind im eigenen Haus. Eine (im Original) verwitwete bzw.
(im Remake) frisch geschiedene Mutter lernt einen neuen und auf den ersten Blick
sehr freundlichen Mann kennen, David Harris. Als Zuschauer hat man ihn zuvor
kurz freilich auch schon kennengelernt, und zwar anders. Da verließ er,
frisch rasiert, ein Haus, in dem er (im Original) andeutungsweise bzw. (im Remake)
in plumper Überdeutlichkeit sichtbar tabula rasa gemacht und Frau und Kinder
geschlachtet hat. In neuer Familienumgebung kommt dann alles, so oder so, wie
es kommen muss. Messer, Blut und Treppensturz.
An
Westlakes Originaldrehbuch hat sich nun ein Nichtkönner namens J.S. Cardone
vergriffen und, ganz ebenso wie alle anderen Beteiligten genau das getan, was
Nichtkönner tun: alles schlechter gemacht als im Original. Die von Anbeginn
misstrauische Stieftochter, ein interessanter Charakter, wird durch einen Haudrauf
von Stiefsohn ersetzt, wobei die eigentliche Idee dabei offensichtlich die ist,
eine Freundin einführen und mit Amber Heard besetzen zu können, die
die meiste Zeit in sinnloser Halbnacktheit durch einen, was schon wieder passt,
auch sonst vollständig sinnlosen Film paradiert. Mit Nelson McCormick hat
ein gleichfalls ganz auffällig unbegabter Nichtkönner Regie geführt,
der in der Ausbildung nur in der Draufsichtstunde anwesend war und darum gibt
es nun mehrfach Blicke von oben zu sehen, zum Beispiel von Straßenverkehr
(gar nicht so übel) und Swimmingpool (hm?).
Weh
tut es, dem Darsteller Dylan Walsh am Gesicht ablesen zu müssen, wie er
sich glücklos daran versucht, in die Nähe der Ambivalenzleistung des
im Original jetzt auch nicht oscarverdächtigen Terry O'Quinn zu gelangen.
("Stepfather" ist so langweilig und es gibt so wenig darüber
zu sagen, dass ich kurz mal abschweife und zitiere, was in der IMDB über
O'Quinn an Trivia so nachzulesen ist: "Has appeared in episodes of two
different television series with the same name. Both
'Millennium' (1996/I) and 'Lost' (2004) have had episodes featuring O'Quinn
called 'Walkabout'". Zufälle
gibt's.) Zurück zum zu besprechenden Film. Buch, Regie, Darsteller: alles
schlimm. Am schlimmsten aber ist fraglos, was auf der Soundtrack-Tonspur geschieht.
Während im 87er-"Stepfather" ein Synthesizer durchtrieben vor
sich hin gniedelte, treffen sich in der 09er-Version eine Gruppe schrecklich
fehlgeleiteter Dampframmenspieler zum Bernard-Herrmann-Gedächtniskonzert
und machen auf Handzeichen der Regie mit der Geige Krach as Krach can. Es bleibt
nichts übrig, als das Ziehen großer Bögen um dieses von Sony
verbrochene Machwerk zu empfehlen und den Kopf zu schütteln über das
Jahr 2009, in dem Hollywood mit größtenteils Schrott so viel Geld
wie selten verdiente. Auf ein besseres 2010!
Ekkehard
Knörer
Dieser
Text ist zuerst erschienen in: www.perlentaucher.de
Stepfather
USA
2009 - Originaltitel: The Stepfather - Regie: Nelson McCormick - Darsteller:
Dylan Walsh, Sela Ward, Penn Badgley, Amber Heard, Jon Tenney, Sherry Stringfield,
Paige Turco, Nancy Linehan Charles - FSK: ab 16 - Länge: 101 min. - Start:
31.12.2009
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