The Women - Von großen und kleinen Affären
Filmischer Designerhohlraum
Als ich zum ersten Mal davon hörte, dass George Cukors
Zickenkrieg-Klassiker Die Frauen neu verfilmt
werden sollte, war Meg Ryan Hollywoods größter weiblicher Star neben Julia
Roberts – die natürlich ebenfalls für eine Hauptrolle eingeplant wurde – und
Spielbergs Dinosaurier lernten gerade laufen. 15 Jahre später ist Meg Ryans
Karriere bedrohlich abgeknickt, Julia Roberts schon lange nicht mehr hierfür im
Gespräch. Jedoch nach sechs Staffeln Sex
and the City und dem Erfolg des nachgeschobenen Kinofilms, erscheint den
Studioanalysten das Wagnis eines ebenfalls rein weiblich besetzten Remakes nach
dieser Ewigkeit in der »Development Hell« erstmals kalkulierbar.
Und genau so schaut dieser Film nun auch aus. Ein am Reißbrett
entworfenes Konsumprodukt ohne Risiken und Nebenwirkungen, ein glatt gebügelter
Designerhohlraum, der das »Female Backstabbing« des Originals durch
zielgruppenaffines »Female Bonding« ersetzt, ein Film für Prosecco-schlürfende
Soccer Moms, die in ihrem enggesteckten Vorweihnachtszeitplan noch zwei Stunden
Kinobesuch freischaufeln konnten.
Die Story ist in ihrer Nichtigkeit kaum der Beachtung wert – das war sie
auch im Original nicht, aber was Cukor daraus gemacht hat! – dieses völlig
Egale transportiert der uninspirierte deutsche Zusatztitel aufs
Vortrefflichste. Regisseurin und Autorin Diane English ist ihre TV-Herkunft als
Schöpferin der Erfolgsserie Murphy Brown
in der Bildsprache des gesamten Films anzumerken – ihr Gespür, jeden Dialog und
jede Aktion auf die möglichst konventionellste Weise aufzulösen, ist
mustergültig. Sitcom-Darstellerinnen wie Debra Messing ziehen sich in diesem
Umfeld naturgemäß am besten aus der Affäre, Annette Bening oder Jada Pinkett
Smith sahen selten so verloren aus. Und trotz alledem: Meg Ryan in ihrem
Element und (fast) ihrem Genre wiederzusehen nach so vielen orientierungslosen
Jahren, macht einem schmerzlich bewusst, daß all die Reese Witherspoons und
Kate Hudsons – seien sie auch weit wandlungsfähigere Darstellerinnen – ihrer
kumpelhaften, neurotischen, herzerfrischenden, kratzbürstigen Niedlichkeit
einfach nicht das Wasser reichen können. Selbst Botox und das uninspirierteste
Remake der Saison vermögen das nicht zu ändern.
Carsten Happe
Dieser Text ist zuerst erschienen
im: Schnitt
The Women - Von
großen und kleinen Affären
USA 2008 - Originaltitel: The Women - Regie: Diane
English - Darsteller: Meg Ryan, Annette Bening, Eva Mendes, Debra Messing, Jada
Pinkett Smith, Bette Midler, Candice Bergen, Cloris Leachman - FSK: ohne
Altersbeschränkung - Länge: 112 min. - Start: 11.12.2008